Versorgungsweg postvirale Erkrankungen am Beispiel der SARS-CoV-2 Infektion
Leitlinie S1 für das Management postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19 und weiterführende Informationen
Unterstützendes Material
- Erstabklärung nach guter hausärztlicher Praxis (s. Langversion Grundlagen Präsentiersymptome / Präsentiersymptome und Flowchart 1 Mehrdeutige Symptomatik - Abklärung und Differenzierung)
- Einschätzung von notwendiger begleitender sozialer, psychischer oder ergotherapeutischer Unterstützung
- Frühe korrekte Behandlung von Symptomen (s. Langversion Kap. 12.1.2.)
- Monitoring von Symptomverläufen (s. Behandlung)
- Kooperation situationsabhängig mit:
- Ergotherapie
- Soziale Arbeit (bei anhaltenden Symptomen soziale und existentielle Probleme möglich)
- Spezialisierte ärztliche und nicht-ärztliche Gesundheitsberufe
Aufgaben im Detail
(Diagnostisches Vorgehen s. Abb. 6. - Vorschlag für einen idealen Versorgungsweg Long/Post COVID - Langfassung „Leitlinie S1 für das Management postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19“; s. auch Langversion Grundlagen Präsentiersymptome / Präsentiersymptome / Behandlung / Nachsorge und Rehabilitation):
- Symptomabklärung nach üblicher Systematik (s. Flowchart 1 Mehrdeutige Symptomatik -
Abklärung und Differenzierung) -
Ausschluss von Red Flags mit unmittelbarem Handlungsbedarf („potenziell gefährlicher Verlauf“, wie üblich)
- Ausschluss alternativer Ursachen der Beschwerden (s. Flowchart 2 - Differenzierung bei vermuteter alternative Diagnose): organisch-strukturelle oder/und psychische/psychiatrische Erkrankungen (unabhängig aufgetreten, durch akute oder chronische Organschäden nach SARS-CoV-2 Infektion, und/oder durch Verschlechterung/ Re-Aktivierung einer Grunderkrankung)
- Symptom-getriggerte Abklärung: Verhinderung von Unter-/Fehldiagnostik behandelbarer
Situationen -
Kooperation mit Spezialist:innen, Labormedizin, radiologischer Diagnostik
- Symptom-getriggerte Abklärung: Verhinderung von Unter-/Fehldiagnostik behandelbarer
- Differenzierung bei V.a. postvirale Symptome (s. Flowchart 3 - Weitere Differenzierung bei V.a. postvirale Genese)
- Post- Exertional Malaise (PEM)- (s. Flowchart 4 - PEM): Verschlechterung der Symptome/
des Zustandsbildes durch Aktivität: gezielte Anamnese, Fragebogen (s. PEM-Fragebogen)
(Grundlagen s. Organysteme Postvirale Fatigue / Präsentiersymptom Erschöpfung) - Müdigkeit/Fatigue (Grundlagen s. Organysteme Postvirale Fatigue / Präsentiersymptom Erschöpfung): nach Ausschluss alternativer Ursachen
Beurteilung Schweregrad Score, Abklärung POTS s.u., Monitoring
s. Flowchart 5 - Abklärungspfad Postvirale Fatigue - Autonome Dysfunktion (AD; z.B. Posturales Tachykardiesyndrom POTS) (Grundlagen s. Organysteme Autonome Dysfunktion, Differenzialdiagnostik Kreislauflabilität s. Präsentiersymptom Kreislauflabilität): gezielte Anamnese und
Schellong-Test (s. Abb. 2. – Schellong-Test - Langfassung „Leitlinie S1 für das Management postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19“)
s. Flowchart 6 - Abklärungspfad POTS - Symptome vereinbar mit dem Konzept einer Mastzellüberaktivierung (s. Langversion Kap. 8.8.4. und
Flowchart 7 - Abklärungspfad MCAS): gezielte Anamnese. - Kognitive Beeinträchtigung: MMSE, DD: Fatigue, PEM, POTS s. oben (s. Präsentiersymptom Störungen der Hirnleistung)
- Weitere Symptome wie Dyspnoe, Brustschmerz, Husten, Schlafstörungen, Myalgie u.a. (s. Präsentiersymptome)
- Post- Exertional Malaise (PEM)- (s. Flowchart 4 - PEM): Verschlechterung der Symptome/
- Ausschluss von “Yellow Flags”:
- Mehrere ausgeprägte Symptome (v.a. bei gleichzeitigen physischen und mentalen/sozialen
Problemen - Anhaltende Symptome nach schwerem Verlauf (Post-ICU)
- Atypische Symptomatik
- Schwere Funktionsbehinderung (mangelnde Arbeitsfähigkeit, Alltag nicht bewältigbar
-
Therapie mit Immunsuppressiva, rezidivierende, schwere Infektionen auch in der
Vergangenheit und wiederkehrende Infektionen mit SARS-CoV-2 in kurzen Abständen
- Mehrere ausgeprägte Symptome (v.a. bei gleichzeitigen physischen und mentalen/sozialen
-
Aufklärung der Patient:innen über den meist selbstlimitierenden Verlauf der Symptome und über Möglichkeiten zum Selbstmanagement (s. Leitlinie “Long/Post-COVID-Syndrom" für Betroffene, Angehörige, nahestehende und pflegende Personen, die sich auf eine ärztliche Leitlinie stützt - „S1-Leitlinie Long-/Post-COVID“ der AWMF und „altea Long Covid Network“)
- Einleitung einer geeigneten Behandlung nach Ausschluss alternativer Ursachen:
- Keine kausale Therapie verfügbar, frühe symptomatische Behandlung im Vordergrund
- Behandlungsoptionen: primär nicht – medikamentös, Pacing (s. Behandlung Allgemeinmaßnahmen im Detail) bei
Post-Exertional Malaise (PEM), physikalische Maßnahmen (v.a. bei autonomer Dysfunktion
s. Behandlung Autonome Dysfunktion / Organsysteme Dysfunktionen des autonomen Nervensystems), und Coping (immer; s. Behandlung Allgemeinmaßnahmen im Detail) - Meist Zweitlinie: medikamentöse Behandlung (s. Langversion Kap. 12.1.3.)
- Schwerpunkt auf Kommunikation, Selbstwirksamkeit und kontinuierlicher individualisierter
symptomatischer Betreuung (multiprofessionell)
- Abklärung und Monitoring der Schwere der Beeinträchtigung:
- Fatigue-Assessment Scale (s. Abb. 9. – Fatigue-Assessment-Scale (FAS) - Langfassung
„Leitlinie S1 für das Management postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19“) - PEM-Screening-Fragebogen (s. PEM-Fragebogen)
- Klok-Skala (s. Abb. 8. – Klok-Skala - Langfassung „Leitlinie S1 für das Management
postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19“)
- Fatigue-Assessment Scale (s. Abb. 9. – Fatigue-Assessment-Scale (FAS) - Langfassung
- Kooperation mit anderen Gesundheits- und Sozialberufen (z.B. Ergotherapie, Sozialarbeit,
psychologisch-psychotherapeutische Berufe, ab Klok-Grad 2), Ärzt:innen mit spezifischer Expertise hinsichtlich postviraler Zustandsbilder - Re-Evaluierung der Symptome (Diagnostik und Therapie) nach Situation, jedenfalls nach
Fortbestehen über 12 Wochen
Weiterleitung zur Abklärung möglicher alternativer Ursachen (s. Langversion Grundlagen Präsentiersymptome / Präsentiersymptome)
- Unverzüglich bei Red Flags (s. Langversion Grundlagen Präsentiersymptome / Präsentiersymptome)
- Elektiv und gezielt, wenn sich aus der Erstabklärung im hausärztlichen Bereich die Notwendigkeit spezialisierter Untersuchungen ergibt (entsprechend der gültigen Leitlinien)
- Bei Notwendigkeit einer Behandlung im spezialisierten Bereich inkl. Gesundheitsberufe
(entsprechend der gültigen Leitlinien)
Weiterleitung nach Ausschluss alternativer Ursachen und erhärtetem V.a. postvirale Genese:
- "Yellow Flags” (mehrere ausgeprägte Symptome - V.a. gleichzeitige physische und mentale/soziale Probleme, anhaltende Symptome nach schwerem Verlauf (Post-ICU), atypische Symptomatik, schwere Funktionsbehinderung (mangelnde Arbeitsfähigkeit, Alltag nicht bewältigbar
- Ausbleibende Besserung der Symptome im Verlauf von 12 Wochen nach Erkrankungsbeginn
Weiterleitung nach leitliniengerechter Abklärung in der hausärztlichen Primärversorgung.
Empfohlen ist die Mitgabe folgende Dokumente:
- Überweisungsformular
- Allgemeine Informationen:
a. Anamnese, Vorbefunde
b. Symptomverlauf
c. Komorbiditäten,
d. Therapieversuche
e. Medikationsliste - Schellongtest (Abb. 2. – Schellong-Test - Langfassung „Leitlinie S1 für das Management postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19“)
- Einstufung der Beeinträchtigungsintensität (aktuell und Verlauf) (s. Abb. 9. – Fatigue-Assessment-Scale (FAS) - Langfassung „Leitlinie S1 für das Management postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19“) und Abb. 8. – Klok-Skala - Langfassung „Leitlinie S1 für das
Management postviraler Zustände am Beispiel Post-COVID-19“) - Aktueller PEM Fragebogen (s. PEM-Fragebogen)
Inanspruchnahme nach Abklärungsschritten (s. Langversion Kap.9.2.1.1)!
Ziele:
- Gezielte weiterführende Diagnostik zum Ausschluss alternativer Ursachen: spezialisierte Disziplinen
- Bei postviralem Zustandsbild: Ärzt:innen und Gesundheitsberufe mit spezifischer Expertise für postvirale Erkrankungen:
- Präzisierende Diagnostik
- Therapievorschlag (derzeit noch hauptsächlich off-label) bzw. -optimierung
- Anbindung an Studienzentren
- Einschätzung der Rehafähigkeit und/oder Reha-Möglichkeit
- Einschätzung der Arbeitsfähigkeit
- Kooperation mit der primärversorgenden Ebene/Gesundheits- und Sozialberufen
- Betreuungsstellen mit individualisierbarem Angebot zur Behandlung schwerer funktioneller postviraler Zustandsbilder: individualisierte, personen- und kontextsensible Rehabilitation
- Mobile Teams für die Betreuung von immobilen Patient:innen
Nach Abklärung und Therapieeinführung möglichst Rückführung zu Haus- und ev. einzelnen Fachärzt:innen.
Mögliche Organisationsformen:
- Extra- oder intramurale ambulante Anlaufstellen für Patient:innen
- Telemedizinische Services zur interprofessionellen Konsultation, ev. in Form von Panels
- Kompetenzzentren oder multidisziplinäre Boards für postinfektiöse Erkrankungen (Forschung und Wissenschaftstransfer)