Dienstag, 16. April 2024

Klaus Hackner, Pneumologe

„Forschung findet Antworten auf unsere Fragen als Ärzt:innen“ 

Clin. Ass. Prof. DDr. Klaus Hackner ist Oberarzt an der Klinischen Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Krems und Vortragender an der Karl Landsteiner Privatuniversität. In der Forschung konzentriert sich der Mediziner auf die Diagnose und Therapie von Lungenkrebs sowie auf Lungengerüsterkrankungen. Neben anderen Preisen und Auszeichnungen erhielt der engagierte Arzt und Forscher zweimal den Wissenschaftspreis der Niederösterreichischen Medizinischen Gesellschaft, sowie den Michael Neumann Gedächtnispreis der österreichischen Gesellschaft für Pneumologie.

Den Weg in die Medizin fand Klaus Hackner erst über den „zweiten“ Bildungsweg: „Mit 14 Jahren wusste ich noch nicht, was ich später einmal beruflich machen wollte. Ich wählte eine berufsbildende Schule und begann in der Gastronomie zu arbeiten. Gerade der Kontakt mit den Menschen hat mir Spaß gemacht, dennoch habe ich mich nach weiteren Perspektiven umgesehen und bin irgendwie zur Medizin gekommen. Sie hat mich schnell komplett für sich eingenommen und als Mediziner war und ist der Umgang mit den Menschen weiterhin einer der wichtigsten Aspekte meines Berufs“, erzählt DDr. Hackner über seine Entscheidung für das Medizinstudium an der Medizinischen Universität Wien. Während der Ausbildung steht der angehende Arzt schnell auf eigenen Beinen und sammelt wertvolle berufliche Erfahrungen: Er arbeitet in einer Apotheke und versorgt Altersheime, ist Tutor am Anatomischen Institut der MUW und OP-Assistent im Orthopädischen Spital Speising. Später absolviert Klaus Hackner Auslandsaufenthalte in Chicago/USA, sowie Taipei/Taiwan und ein Erasmus-Semester in Oulu/Finnland. „Neue Sichtweisen in anderen Umgebungen kennenzulernen war sehr bereichernd. Nach dem Abschluss meines Studiums habe ich mich für eine Stelle in Wien beworben. Es war schwierig, einen Turnusplatz zu erhalten und als Überbrückung startete ich in meiner Heimat in Krems. Letztendlich bin ich geblieben und ein weiterer Auslandsaufenthalt hat sich nicht mehr ergeben“, erzählt Clin. Ass. Prof. DDr. Hackner, der seit 2011 am Universitätsklinikum Krems beschäftigt ist. Gleichzeitig mit der Zusage eines Ausbildungsplatzes an der Klinischen Abteilung für Pneumologie wird ihm eine Stelle an der unfallchirurgischen Abteilung des AKHs angeboten. „Zuerst wollte ich Chirurg werden, nach dem Wechsel auf die Lungenabteilung habe ich das Fach allerdings schnell liebgewonnen. Mein Chef Prim. Clin. Ass. Prof Dr. Errhalt, das gesamte Team und die angenehme Arbeitsatmosphäre an der Abteilung haben dazu viel beigetragen. Im Gegensatz zu andern Fachdisziplinen habe ich verhältnismäßig viel Zeit für meine Patient:innen, das ist mir wichtig“, so das Resümee von DDr. Hackner. 

Obwohl Clin.Ass. Prof. DDr. Hackner längst Oberarzt und Mentor für die nachkommenden Assistenzärzt:innen ist und sich im Bereich Forschung von der Rolle des Nachwuchsforschers und „First Authors“ zum „Senior“ entwickelt, bleibt er offen für Neues und engagiert sich in der interdisziplinären Zusammenarbeit mit Kolleg:innen. Aktuell arbeitet er fächerübergreifend vor allem mit Rheumatolog:innen und Patholog:innen, profitiert vom Austausch und erweitert sein Wissen und Verständnis: „Ich bemühe mich, mir bewusst zu machen, wenn ich etwas Neues lerne. Das empfinde ich als sehr positiv und diese Achtsamkeit möchte ich gerne auch Studierenden und jungen Kolleg:innen mitgeben. Sowohl als Arzt oder Ärztin als auch als Forschender braucht es eine hohe Frustrationstoleranz. Nicht alle unsere Ansätze sind richtig, ein Teil unserer Hypothesen bleibt unbestätigt und obwohl wir aus dieser mitunter intensiven Arbeit und den Negativdaten vieles lernen können, fällt das Publizieren doppelt schwer. Rückschläge bei der Behandlung von Patient:innen können uns schnell den Boden unter den Füßen wegziehen. Ein starkes Team und ein guter Mentor bzw. eine gute Mentorin helfen damit umzugehen.“, erklärt DDr. Hackner, der in seinem Chef Prim. Clin. Ass. Prof. Dr. Peter Errhalt einen Mentor par excellence für sich gefunden hat: „Primar Errhalt hat mich von Beginn an unterstützt, mit mir über meine Karriere gesprochen und wir haben gemeinsame Ideen entwickelt. Bereits während meines Turnus haben wir Hunde darauf trainiert, Lungenkrebs im Frühstadium in der Atemluft von Patient:innen zu erschnüffeln“. Das Projekt war erfolgreich und die Daten wurden veröffentlicht, auch wenn sich der Einsatz trainierter Hunde in der Routinediagnostik nicht bewährt hat.

2023 promoviert Dr. Hackner an der Medizinischen Universität Wien mit seiner Doktorarbeit über Atemstörungen während des Schlafs bei chronischer thromboembolischer pulmonaler Hypertonie. Neben der Auseinandersetzung mit der fachlichen Fragestellung lernt Dr. Hackner „das Handwerk Forschung“ - Wie schreibt man einen Ethikantrag? Was bedeutet gute wissenschaftliche Praxis? Wie funktioniert Statistik? Wie läuft der Publikationsprozess ab? Wie schreibt man Anträge für drittmittelfinanzierte Forschungsprojekte? Heute erklärt der erfahrene Forscher mit einem Zitat von Miles David, dass Forschung ein bisschen wie Musik ist: „First you imitate, then you innovate – Zuerst nähert man sich Forschungsfragen, wie man es in anderen Arbeiten gelesen hat und imitiert quasi die Methodik. Man startet als „Lehrling“ und wird mit der Zeit selbständiger und geht eigenständige Wege. Eine fundierte Ausbildung und engagierte Wegbegleiter:innen sind bei dieser Entwicklung unerlässlich“, ist Clin. Ass. Prof. DDr. Klaus Hackner überzeugt. Aktuell unterrichtet er im Masterstudium Humanmedizin der Karl Landsteiner Privatuniversität und fordert “seine” Studierenden am liebsten im Kleingruppenunterricht: „Durch Fragen und Diskussionen erarbeiten wir gemeinsam Zusammenhänge und Ursachen. Es ist wichtig, dass angehende Ärzt:innen Krankheiten, deren Symptome und die zugrundeliegenden Mechanismen wirklich verstehen. Es gibt nichts Schöneres, als zu sehen, wie dem Gegenüber ein Licht aufgeht. Dann hat man als Lehrender gute Arbeit geleistet“. Im Bereich der Lungengerüsterkrankungen engagiert sich DDr. Hackner aktuell bei der Erstellung eines Registers zur diagnostischen Latenz: „Wir wollen mehr Bewusstsein für diese seltenen Erkrankungen schaffen, um die Zeit bis zur Diagnose zu verkürzen. Das verschafft uns Zeit. Um Zeitersparnis geht es auch bei wissenschaftlichen Fragen zur Navigationsbronchoskopie“, gibt der Arzt einen Ausblick über seine zukünftigen Ziele. Zusätzlich ist er in diversen fachspezifischen Gremien und Arbeitsgruppen wie zum Beispiel der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie aktiv. Auf die Frage, wie sich Klinik, Lehre, Forschung und Expertentätigkeit nebeneinander ausgehen, hat Clin. Ass. Prof. DDr. Hackner ein Lächeln parat: „Forschen erfordert Zeit und die Bereitschaft zur Mehrarbeit. Bei mir hat alles während des Studiums mit einem charismatischen und sehr kompetenten Vortragenden begonnen. Er betreute meine Diplomarbeit zu chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen und nahm mich auf einen Kongress nach Chicago mit. Mein Ehrgeiz war geweckt und während meines Turnus bemühte ich mich meine wissenschaftliche und akademische Karriere weiter voranzutreiben. Heute kann ich mir meinen Beruf ohne Forschung nicht mehr vorstellen. Ich möchte Antworten auf auftauchende Fragen finden, das motiviert mich tagtäglich“

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