Freitag, 01. Juli 2022

Andreas Farnleitner, Mikrobiologe & Toxikologe

Lebenselixier Wasser – Quelle der Gesundheit

Was haben ein Höhlenforscher, ein Musiker und ein Mikrobiologe gemeinsam?

Für Andreas Farnleitner sehr viel – er teilt die Leidenschaft für alle drei Themen. Als Jugendlicher kletterte er begeistert durch Eishöhlen, einige Jahre später ging er seinem Wunsch nach und probierte sich als Musiker und Komponist. Durch Zufall, so beschreibt er es selbst, entdeckte er dann eine weitere Profession: „Ein Schulfreund brachte mich durch seine Erzählungen nach einer technischen Ausbildung an der HTL für Elektrotechnik zum Studium der Biologie an der Universität Wien. Die Hauptfächer Mikrobiologie und Ökologie haben mich gleich fasziniert, genauso wie das Thema Wasser, welches mich magisch angezogen hat.“ Früh war für ihn aber klar, dass er sich spezialisieren und in der breiten Landschaft der Biologie auch mit aktuellen, anwendungsorientieren Fragen des Lebens beschäftigen wollte. „Diesen Wunsch habe ich mir dann mit dem Schritt an die TU Wien und einem Doktoratsstudium erfüllt. Dort konnte ich einerseits Mikrobiologie und Molekularbiologie mit technischen Aspekten verbinden, andererseits auch in der Forschung aktiv werden.“ Im Rahmen zahlreicher nationaler und internationaler Projekte, Förderungen durch den FWF - dem Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung und einem Exzellenzstipendium von der Akademie der Wissenschaften, konnte Farnleitner und seine Arbeitsgruppe in den nächsten Jahren Grundlagenforschung mit aktuellen Fragestellungen der Wasserwirtschaft verbinden. „Ich habe schon damals eng mit Wiener Wasser zusammengearbeitet, aber auch mit anderen Auftraggeber:innen der öffentlichen Hand und der Wirtschaft“. Seine Doktorarbeit widmete sich dem Thema molekulare Diagnostik und mikrobiologisch-hygienische Wasserqualität.

Doch er wollte mehr über den Zusammenhang zwischen medizinischen und hygienischen Grundlagen und deren Auswirkungen auf Mensch und Umwelt verstehen. Also entschied er sich für ein postgraduales Studium der Toxikologie an der MedUni Wien, um Aspekte von Prävention, Gesundheit und Umwelt professionell zu erschließen. „Nach meiner Habilitation war der Schritt in den Fachbereich Wasserqualität und Gesundheit dann eine logische Konsequenz meiner Ausbildung, also dem „Hybrid“ aus technischen, naturwissenschaftlichen und gesundheitswissenschaftlichen Aspekten.

Der Weg an die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften führte ihn über die gemeinsame Etablierung eines interuniversitären Kooperationszentrums für Wasser und Gesundheit (ICC Water & Health) mit Kolleg:innen an der TU und MedUni Wien. „Im Zuge der Entwicklung des KL-Profils als junge gesundheitswissenschaftliche Universität wurde schnell klar, dass der Fachbereich Wasserqualität und Gesundheit als Alleinstellungsmerkmal auch sehr gut hier nach Krems in die Studiengänge passen würde. Einige Jahre später habe ich mich dann für die entsprechende Professur beworben und bin seit 2017 hier am Department für Pharmakologie, Physiologie und Mikrobiologie als Leiter des Fachbereichs Wasserqualität und Gesundheit tätig.“ Diese Professur ist Teil des „ICC Water & Health Forschungsdreiecks“ (KL-TU-MedUni) mit internationaler Sichtbarkeit und „kritischer Masse“. Farnleitner hält in diesem Zusammenhang auch eine Professur an der TU Wien für Mikrobiologie und Molekulare Diagnostik.

Für den Experten ist es essenziell, dass eine Universität im Bereich Gesundheitswissenschaften den Zusammenhang zwischen Umwelt und Gesundheit erforscht und präventive Maßnahmen zum Schutz der Gesundheit ableiten kann. „Besonders für angehende Jungmediziner:innen halte ich das für ganz zentral. Medizin wird oft auf die herkömmlichen Aspekte wie kurative Versorgung, Medikamentenentwicklung und ähnliches reduziert, dabei hat die Prävention so eine bedeutende Rolle. Mit dem Fachbereich leben wir die Disziplin der Umweltgesundheit am Modellbeispiel der Wasserqualität und der Gesundheit des Menschen (Wasserhygiene) national und international sichtbar vor. Und das begeistert auch unsere Studierenden.“ Dafür werden zwei wesentliche Expertisen an der Privatuniversität eingebracht: Zentrale umwelthygienische Aspekte sowie Mikrobiologie und molekulare Diagnostik. „Gemeinsam mit dem klinischen Institut für Hygiene und Mikrobiologie des Universitätsklinikums St. Pölten haben wir beispielsweise mit Fachärzt:innen das Lehrmodul „Mikrobiologie und Hygiene“ für das Bachelorstudium „Medical Sciences“ in einer modernen und zukunftsorientierten Art und Weise neu etabliert. Wir zeigen, dass Hygiene eine essenzielle Teildisziplin in der Medizin und den Gesundheitswissenschaften darstellt.“

Wasser ist eines der wichtigsten Umweltthemen der Weltgesundheitsorganisation WHO und auch eines der 17 UN-Ziele für nachhaltige Entwicklung. Neben regelmäßigen Gutachtertätigkeiten für die WHO ist Professor Farnleitner als federführender Experte bei vielen anderen nationalen und internationalen Gremien gefragt. „Überall auf der Welt müssen wir uns mit der kontinuierlichen Veränderung der Umwelt und deren Konsequenzen beschäftigen. Wasser und Wasserqualität sowie Hygiene sind dabei zentrale Faktoren. Wenn sich die Umwelt verändert, gibt es auch hier immer wieder neue Aspekte zu beachten. Wir können beispielsweise Managementziele ableiten, etwa wie viel Abwasserbehandlung und auch Trinkwasseraufbereitung wir in Zukunft benötigen werden, um einen ausreichenden Infektionsschutz und sicheres Trinkwasser zu gewährleisten.“ Neben anderen laufenden Forschungsprojekten des Fachbereichs, realisiert Farnleitner mit Kolleg:innen die Forschungskooperation „Vienna Water Resource Systems 2021+“, eine Zusammenarbeit der Stadt Wien mit dem ICC Water Health, welche bis 2029 laufen wird und zahlreiche Doktoratsstellen beinhaltet. Das Programm beschäftigt sich mit den globalen Veränderungen aus wissenschaftlicher und anwendungsorientierter Sicht und versucht gesundheitliche, ökologische und technische Aspekte zu betrachten, schildert der Experte: „Urbanisierung, Bevölkerungszunahme und Globalisierung können die Verbreitung neuer Infektionskrankheiten beschleunigen, ein Thema, was nicht erst durch Covid-19 präsenter geworden ist. Auf der anderen Seite zeigt der Klimawandel natürlich seine Folgen auf, etwa Wasserknappheit, Trockenheit und Unwetter. Diese Themen zu beforschen ist deswegen von nachhaltiger Bedeutung.“

Privat entspannt sich der glücklich verheiratete Vater von drei Kindern und Großvater von zwei Enkelkindern gerne gemeinsam mit seiner Familie und in der Natur. Als gelernter staatlich geprüfter Berg- und Schiführer ist auch hier seine Leidenschaft zur Umwelt und zum Wasser nicht wegzudenken.

Link zum Forschungsportal KRIS

Univ.-Prof. PD Dr. Andreas Farnleitner MSc

Univ.-Prof. PD Dr. Andreas Farnleitner MSc

Leitung
Fachbereich Wasserqualität und Gesundheit

Department Pharmakologie, Physiologie und Mikrobiologie