Dieter Pahr, Biomechaniker

Als Professor für muskuloskelettale Biomechanik an die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften leitet Dieter Pahr den Bereich Biomechanik und ist für die Ausbildung und Lehre in biomedizinischer Physik verantwortlich. In der Forschung hat er sich Simulationsverfahren, bildgebenden Verfahren, experimentellen Untersuchungen und dem 3D-Druck verschrieben.

Unter die Oberfläche zu blicken und Dinge zu hinterfragen war für Dieter Pahr schon zu Beginn seiner Berufslaufbahn an der Universität wichtig. Nach dem Diplomstudium in Maschinenbau in Wien zog es ihn daher in die Forschung: „Ich wollte nicht nur lernen und verstehen, sondern auch anwenden, auslegen und nachbauen. Da mich Digitalisierung und virtuelle Forschung sehr interessiert haben, bin ich dann beim Flugzeugbau und Simulation gelandet.“ Im Rahmen seiner Postdoc-Arbeit begann er, Methoden aus dem Flugzeugbau in der Biomechanik im Bereich der menschlichen Knochen anzuwenden, um zu erforschen, wie sich dieses lebendige Material unter mechanischer Belastung verhält.

Angewandte Forschung für die Kliniken
Als damaliger Studiendekan für Medizintechnik an der TU Wien wurde er im Jahr 2016 als Professor für Biomechanik an die Karl Landsteiner Privatuniversität berufen und konnte mit seinem Know-how über Simulation und Biomechanik im Rahmen einer Doppelprofessur die Synergien beider Universitäten nutzen: „Für mich war klinische Forschung schon immer spannend und auch, Kliniker:innen zu motivieren, mehr angewandte Forschung zu betreiben und die Vorteile der Digitalisierung und des 3D-Drucks zu nutzen. In Krems fand ich dafür die besten Bedingungen.“ Seine Forschungsarbeiten umfassen heute die Bereiche Prävention, Behandlung und Nachsorge von Erkrankungen des Bewegungsapparates mit Hilfe von Simulationsverfahren, bildgebenden Verfahren, experimentellen Untersuchungen und 3D-Druck.

Muskel-Skelett-Biomechanik
Seit 2016 gibt es an der Privatuniversität also den Forschungsschwerpunkt Biomechanik. Dieser ist, so der Experte, sehr stark mit dem Fachbereich Physiologie und den klinischen Abteilungen für Orthopädie und Traumatologie verankert, was eine Win-Win-Situation für alle bringt. „Wir wollen Forschung und Methodenentwicklung mehr in den Klinikalltag bringen. So beschäftigen wir uns mit vielen Aspekten des Bewegungsapparats, etwa welche Therapiemethoden nach einer Kreuzband-OP mit Hilfe von Bewegungssensoren an Patienten effizienter wirken.“ 

Im Bereich der Orthopädie forscht Dieter Pahr an der Entwicklung von neuen Implantat-Techniken und Behandlungen von komplizierten Knochenfrakturen. „Wir untersuchen mit biomechanischen Methoden, wie hoch die Festigkeit von Knochen ist, um beispielsweise Implantate sicher zu befestigen oder zu identifizieren, wie viele Knochenschrauben zur Verankerung notwendig sind.“ 

Mobilität beruht auf Knochen, die stark genug sind, um den körperlichen Anforderungen gerecht zu werden. Osteoporose, eine Störung des Knochenstoffwechsels, schwächt den Knochen und kann die körperliche Beweglichkeit jedoch immer schwieriger machen. „Die Osteoporose-Forschung ist ein weiterer wichtiger Schwerpunkt, der weit mehr ist als Knochendichtemessung. Wir setzen hier in der Forschung auf 3D-Druck und moderne digitale Methoden. So können wir beispielsweise Implantat-Systeme in künstliche Knochen und Weichteile einbauen und dann untersuchen, wie sich das Gewebe im Umfeld verhält. Es bietet eine gute Möglichkeit zu sehen, wie sich biologisches Material zu Sehnen und Muskeln verhält. Außerdem sind diese Entwicklungen wichtige OP-Trainingsmodelle.“

Sich selbst beschreibt Dieter Pahr als Generalist und universellen Wissenschaftler, dem Vielfältigkeit und Spaß im Beruf genauso wichtig sind wie Offenheit und Neugierde. „Ich wünsche mir, künftig Entwicklungen zu hinterlassen, die Patient:innen und dem Gesundheitssystem nachhaltig nützlich sind. Gerade der Digitalisierung und Simulation sollte man daher auch viel mehr Raum und Beachtung schenken.“

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