Mittwoch, 17. Mai 2023

Thomas Eiwegger, Allergologe

Wie entsteht Toleranz?

Prim. Assoc. Prof. Priv. Doz. Dr. Thomas Eiwegger leitet die klinische Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Universitätsklinikum St. Pölten und ist außerordentlicher Professor sowohl an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften als auch an der Universität Toronto (adjunct Prof.). Er leitet eine Forschungsgruppe im Hospital for Sick Children (SickKids), Kanadas größter Forschungseinrichtung für Kindergesundheit. Darüber hinaus baut er gerade eine Forschungsgruppe an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften mit derselben Schwerpunktsetzung auf. Seine Forschung konzentriert sich auf Nahrungsmittelallergien und Asthma und andere allergische Erkrankungen im Kindesalter. Dabei beforscht er vor allem immunologische Mechanismen der Allergieentstehung und neue Diagnose- und Therapieformen allergischer Erkrankungen.

Thomas Eiwegger studiert Medizin an der Medizinischen Universität Wien (MUW). Bereits als Student beteiligter sich wiederholt an wissenschaftlichen Projekten. Für seine Dissertation, und als Post Doc an der MUW, arbeitet er Vollzeit im Labor. Dabei erlernt der junge Forscher die immunologischen in vitro Methoden von Grund auf. Dr. Eiwegger absolviert die Kinderfacharztausbildung mit dem Zusatzfach Pädiatrische Pulmonologie und erwirbt die Anerkennung “Europäischer Pädiatrischer Allergologe“ von der Europäischen Gesellschaft für Allergologie, Asthma und Immunologie. Seit 2022 wird ihm die neu eingeführte Spezialisierung für Allergologie zugesprochen. Als Post Doc verbringt der Wissenschaftler zwei Jahre am Schweizer Institut für Asthma and Allergieforschung in Davos. Wieder zurück an der MUW habilitiert er 2012 und ist als leitender Oberarzt an der Abteilung für Pädiatrische Pulmologie, Endokrinologie und Stoffwechselerkrankungen an der Univ. Klinik für Kinder und Jugendheilkunde, MUW bis 2015 tätig. Die Qualifizierungsvereinbarung (Tenure, Assoc. Prof.) erfüllt er im Fast Track Verfahren an der MUW.

2015 wird er vom Hospital for Sick Children (SickKids), einer der wichtigsten und forschungsintensivsten Kinderkliniken weltweit rekrutiert, um ein klinisches Forschungsprogramm im Bereich Nahrungsmittelallergie und Anaphylaxie mit aufzubauen. Als Co-Direktor des Food Allergy and Anaphylaxis Programms entwickelt er es zum Größten seiner Art in Kanada. Seit 2021 hat Prim. Eiwegger die Leitung der klinischen Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde am Universitätsklinikum St. Pölten über. Er leitet weiterhin eine Forschungsgruppe im Programm für Transnationale Medizin, SickKids und ist gerade im Prozess eine Arbeitsgruppe an der KL aufzubauen.

Wie sich eine Allergie entwickelt und wie immunologische Toleranz entsteht und induziert werden kann, sind brennende Fragestellungen des Forschenden. Aktuell liegt ein klarer Schwerpunkt auf der Immuntherapie bei Kindern. In drei „Investigator-Initiated Trials“ untersucht sein Labor den Einfluss von verschiedenen Ansätzen der orale Immuntherapien bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit multiplen Nahrungsmittelallergien. Neben den klinischen Studien werden humane immunologische Modelle zur Erforschung von Allergien in seinem Labor entwickelt. So wurde z.B. kürzlich ein neues in-vitro-Nahrungsmittelallergiemodell des menschlichen Darms, welches die Gesamtheit aller Darmzellen umfasst, etabliert. Es ermöglicht tiefere Einblicke in allergen- und zellspezifische Reaktionen.

Als Assoziierter Editor von "Allergy", und als Mitglied des Reviewer Boards des "Journal of Allergy and Clinical Immunology" trägt Prof. Eiwegger zu den beiden Top Journals im Bereich der Allergologie bei. Seine Expertise auf dem Gebiet der Biologics machte ihn zum Vorsitzenden der Arbeitsgruppe der European Academy of Asthma, Allergy and Clinical Immunology (EAACI), wo er auch im Board der Immunoloy Section vertreten ist. Bis dato (Mai 2023) hat Dr. Eiwegger mehr als 140 von Experten begutachtete Artikel (Peer Review) veröffentlicht. Mehr als 80% dieser Publikationen wurden in Top Journals veröffentlicht.

Der Aufbau eines Forschungsschwerpunkts für Nahrungsmittelallergien, allergisches Asthma und Immundysregulation sowie die Etablierung des Universitätsklinikums St. Pölten als erste Adresse für pädiatrische Allergologie und Pulmonologie ist das erklärte Ziel von Primar Assoc. Prof. Dr. Eiwegger. Daher soll schrittweise ein Zentrum für klinische Studien in St. Pölten entstehen. Arzneimittelstudien mit Kindern sind rar, aber wichtig, da Kinder keine kleinen Erwachsenen sind.

Mit der Möglichkeit, einen neuen Forschungsschwerpunkt an der Karl Landsteiner Privatuniversität aufzubauen, hat Dr. Eiwegger viel Arbeit vor sich und ist sich der Aufgabe bewusst: „Die Herausforderung besteht darin akademische Strukturen für klinische und translationale Forschung in Niederösterreich zu schaffen. Für eine optimale Patientenbehandlung ist es zwingend notwendig, Forschung und klinische Studien in den klinischen Alltag zu integrieren. Das Mitwirken an klinischen Studien ermöglicht forschungsinteressierten Assistenzärztinnen und -ärzten eine viel intensivere Auseinandersetzung mit neuen Therapieoptionen und führt so zu einer besseren und umfassenderen Ausbildung", so Prim. Dr. Thomas Eiwegger.

Link zum Forschungsportal KRIS

Prim. Assoc. Prof. Univ.-Doz. Dr. Thomas Eiwegger

Wissenschaftliche Arbeitsgruppe Klinische Immunologie, Klinische Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde (Universitätsklinikum St. Pölten)