Dienstag, 16. Juli 2024

Dagmar Stoiber-Sakaguchi, Mikrobiologin und Pharmakologin

Erforschung und Kontrolle des Wachstums von hämatopoetischen und soliden Tumoren

Univ.-Prof.in PDin MMag.a Dr.in Dagmar Stoiber-Sakaguchi leitet den Fachbereich Pharmakologie an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften. Die Gruppe rund um Professorin Dagmar Stoiber-Sakaguchi erforscht molekulare Mechanismen der Krebsentstehung mit einem speziellen Schwerpunkt auf dem JAK/STAT- Signaltransduktionsweg. Mit der Identifizierung neuer Immun-Checkpoints verfolgt der Fachbereich personalisierte Ansätze in der Krebstherapie und leistet einen wertvollen Beitrag zur Entwicklung neuer Behandlungsmethoden. „Wir untersuchen unter anderem die Rolle des Immunsystems bei der Krebsentstehung und wie wir es für die Tumorbekämpfung bestmöglich nutzen können. Wir arbeiten eng mit dem Fachbereich Molekulare Onkologie und Hämatologie zusammen und können unsere Erkenntnisse so in die klinische Forschung einbringen“, erzählt Professorin Dagmar Stoiber-Sakaguchi über die vielversprechende Verschränkung von Grundlagen- und klinischer Forschung sowie über die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden Fachbereiche. 

Während heute die translationale Krebsforschung das Aushängeschild von Professorin Dagmar Stoiber-Sakaguchi ist, verläuft ihr Werdegang zunächst über die Mikrobiologie zur Immunologie: In der Oberstufe entwickelt die damalige Schülerin ein Interesse für Bakterien im Bereich Umweltschutz. „Mich faszinierte es, dass Mikroorganismen in der Lage sind, Ölteppiche abzubauen. Daher meine Entscheidung für die Mikrobiologie“, erinnert sich Stoiber-Sakaguchi. Parallel studiert sie Japanologie an der Universität Wien. Die junge Studentin schließt beide Diplomstudien erfolgreich ab und setzt ihre Laufbahn in der Forschungsgruppe von Prof. Dr. Thomas Decker am Institut für Mikrobiologie und Genetik der Universität Wien fort. Im Rahmen ihrer Dissertation untersucht sie die molekularen Mechanismen der Makrophagenaktivierung bei Infektionen und schreibt über Interaktionen zwischen dem Immunsystem und Mikroorganismen.

 „Nach der Dissertation war die akademische Forschung der nächste logische Schritt für mich. Ich erhielt ich die Gelegenheit meine beiden Studien, die Mikrobiologie und die Japanologie, miteinander zu verbinden und wechselte mit einem Forschungsstipendium ans Department für Immunologie der Universität Tokio in die Forschungsgruppe von Professor Tadatsugu Taniguchi“, berichtet die heute renommierte Forscherin über ihren Weg in die Krebsforschung. „Während ich mich im Labor von Thomas Decker ausschließlich mit Signalübertragung auf dem Hintergrund der Wirt-Pathogen-Interaktion beschäftigt habe, entwickelte sich in Japan die Tumorimmunologie zu meinem Forschungsschwerpunkt“. Nach ihrer Rückkehr nach Österreich arbeitet Stoiber-Sakaguchi als Universitätsassistentin am Institut für Pharmakologie der Medizinischen Universität Wien (MUW). Zunächst forscht sie in der Gruppe von Prof.in Veronika Sexl, bis sie das Ludwig-Boltzmann-Institut (LBI) für Krebsforschung mitgründet und sich dort erstmals als Leiterin einer eigenen Forschungsgruppe beweisen kann. Während dieser Zeit wirbt sie ihre ersten Drittmittelprojekte ein. Am LBI beschäftigt sich die Wissenschaftlerin mit der Entwicklung neuer In-vivo-Testmodelle die das Verständnis der Mechanismen des Tumorwachstums vertiefen. 2015 habilitiert Dagmar Stoiber-Sakaguchi an der Medizinischen Universität Wien im Fach Pharmakologie. Bis 2018 bleibt sie am LBI, bevor sie mit Jänner 2019 mit der Leitung des Fachbereichs Pharmakologie an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften betraut wird.

„Als ich an die KL wechselte, gab es zwar das Mikrobiologie-Labor vom Fachbereich Wasserqualität und Gesundheit, aber noch keine Zellkultur. Gemeinsam mit Univ.-Prof. Dr. Gerald Obermair vom Fachbereich Physiologie haben wir diese eingerichtet und molekularbiologische Methoden im Labor erst etablieren müssen.“, erzählt Professorin Dagmar Stoiber-Sakaguchi von den Herausforderungen an der jungen Karl Landsteiner Privatuniversität. Neben der Forschung nimmt die Lehre einen großen Teil der Arbeit am Fachbereich ein. „Die Kleingruppenarbeit ist zeitintensiv und ermöglicht einen engen Kontakt zu den Studierenden. Beim Thema Tumortherapeutika können wir unsere aktuellen Forschungsergebnisse direkt ins Curriculum einfließen lassen und wir bieten Studierenden die Möglichkeit, Erfahrungen im experimentellen Forschungs- bzw. Laboralltag zu sammeln. Diese Laborplätze sind heiß begehrt“, berichtet die Professorin über die Verknüpfung von Lehre und Forschung an der KL. Der wissenschaftliche Austausch und die Vernetzung mit anderen Forschungsgruppen ist Dagmar Stoiber-Sakaguchi gemeinsam mit ihrem Team und dem Fachbereich Physiologie ein großes Anliegen. „Unsere beiden Abteilungen sind für die KL Lunchtime Seminar Series verantwortlich. Seit Oktober 2021 laden wir regelmäßig aufstrebende und etablierte Wissenschaftler:innen aus den Bereichen Krebsforschung und Neurophysiologie an die KL ein. Seit 2023 veranstalten wir das NK-Zell-Symposium, das sich mit Immunologie und Signaltransduktion beschäftigt“, freut sich die Pharmakologin und Mikrobiologin über die erfolgreiche Etablierung der verschiedenen Formate an der KL. 

Mit dem Bau zusätzlicher Universitätsgebäude wartete die nächste Herausforderung auf die Fachbereichsleiterin: „Die neuen Laborflächen bieten vielversprechende Möglichkeiten und sind auf unsere Anforderungen abgestimmt. Gleichzeitig haben Planung und Umzug vorübergehend Ressourcen gebunden. Aktuell konzentrieren wir uns in einem gemeinsamen Projekt mit dem Universitätsklinikum Krems, MedAustron und dem Department für Translationale Onkologie und Hämatologie auf die Entwicklung neuer Diagnostika und Therapeutika bei akuter myeloischer Leukämie und beim Multiplen Myelom“, berichtet Dagmar Stoiber-Sakaguchi. Mit ihrem Team verfolgt die Wissenschaftlerin aktuell mehrere Hypothesen und Ideen: „Untersuchungen der Subgruppen des STAT3-Signalmoleküls, STAT3α und STAT3ß, haben in unserem Modellsystem neue Erkenntnisse hinsichtlich seiner Rolle bei akuter myeloischer Leukämie gebracht. Wir sind zuversichtlich, dass unsere Ergebnisse Verbesserungen für Patient:innen bringen, da eine gezielte Therapieauswahl, basierend auf dem Verhältnis dieser STAT3-Formen, getroffen werden kann. In einem weiteren Projekt testen wir JAK2-Inhibitoren - Stoffe, die den JAK/STAT-Signalweg hemmen - an bestimmten Immunzellen, den Natürlichen Killerzellen, unter anderem auch direkt von Krebspatient:innen. Diese Ergebnisse können uns in Zukunft helfen, Krebsmedikamente zu verbessern oder Alternativen mit weniger Nebenwirkungen zu finden“. 

Link zum Forschungsportal KRIS

Univ.-Prof. PD MMag. Dr. Dagmar Stoiber-Sakaguchi

Univ.-Prof. PD MMag. Dr. Dagmar Stoiber-Sakaguchi

Leitung
Fachbereich Pharmakologie