Donnerstag, 14. März 2024

KL erhält Akkreditierung für PhD-Programm „Mental Health and Neuroscience“

Die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften in Krems (KL Krems) hat erfolgreich die Akkreditierung für ihr erstes PhD-Programm „Mental Health and Neuroscience“ erhalten. Mit 16. Februar 2024 wurde dem Antrag der KL Krems auf Einrichtung des Doktoratsstudiums durch die Agentur für Qualitätssicherung und Akkreditierung (AQ Austria) rechtskräftig stattgegeben. Damit setzt die Gesundheitsuni in NÖ einen weiteren zentralen Meilenstein in Ihrer akademischen Studienarchitektur.

Das PhD-Programm „PhD Program Mental Health and Neuroscience: Disease Mechanisms – Diagnostics and Therapy – Clinical Neuroscience“ der KL Krems ist ein exzellenzorientiertes Doktoratsstudium mit einer interdisziplinären Ausrichtung im Bereich der psychischen Gesundheit, der neurobiologischen Grundlagenforschung sowie der klinischen und angewandten Neurowissenschaften: Es ermöglicht PhD-Studierenden die Entwicklung und Durchführung experimenteller und empirischer Forschungsprojekte in diesen gesundheitswissenschaftlich hochrelevanten Brückendisziplinen. Damit sollen die zukünftigen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler befähigt werden, die unterschiedlichen Fachbereiche zusammenhängend zu betrachten und gleichzeitig eine spezialisierte Forschungsarbeit zu leisten.

„Nach einer intensiven Phase der Vorbereitung und einer mehrmonatigen Begutachtung durch die AQ Austria freut es uns sehr, dass die einzigartige fächerübergreifende Ausrichtung unseres Doktoratsstudiums positiv beurteilt wurde“, betont Univ.-Prof. Dr. Rudolf Mallinger, Rektor der KL Krems. „Dies unterstreicht einmal mehr, dass wir mit dem Fokus auf Interdisziplinarität in unserem Lehr- und Forschungsangebot am Puls der Zeit sind. Wir bilden damit in diesen hoch relevanten Themen eine wertvolle Brücke, um Expertisen zu bündeln und die jungen angehenden Forscherinnen und Forscher für dieses spannende Feld zu begeistern.“

Die Brückendisziplin „Mental Health and Neuroscience“ wird an der KL Krems seit vielen Jahren in Form eines Forschungsschwerpunkts forciert. „Mit dem PhD-Programm bieten wir nun ein zukunftsträchtiges Ausbildungsprogramm für Absolventinnen und Absolventen eines Medizin- oder Psychologiestudiums sowie von relevanten naturwissenschaftlichen Studien an, die an unserer Uni ihre wissenschaftliche Qualifikation erlangen können, um sich mit ihrer Forschungsarbeit in der internationalen wissenschaftlichen Gesellschaft zu etablieren“, fasst Univ.-Prof. Dr. Gerald Obermair zusammen, Koordinator des PhD-Programms und Leiter des Fachbereich für Physiologie am Department Pharmakologie, Physiologie und Mikrobiologie an der KL Krems. „Mit der Akkreditierung können wir aktiv in die Bewerbung des Doktoratsstudiums gehen und rechnen mit einem großen Interesse an diesem Thema.“

WHO empfiehlt die wissenschaftliche Erforschung mentaler Gesundheit 
Studien belegen, dass Menschen mit schweren Depressionen oder Schizophrenie ein 40 bis 60 mal höheres Risiko haben, vorzeitig zu sterben. Zurückzuführen ist das unter anderem auf körperliche Gesundheitsprobleme, die oft unbehandelt bleiben, wie etwa Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Diabetes. Gleichzeitig können auch körperliche Erkrankungen die Psyche nachhaltig beeinflussen. Die Erforschung mentaler Gesundheit, also wie sie sich auf unser Denken, Verhalten und unseren Körper auswirkt, wird auch im World Mental Health Report der Weltgesundheitsorganisation WHO ausdrücklich empfohlen. So sollen bei Fragen rund um die psychische Gesundheit auch die Neurowissenschaften künftig stärker einbezogen werden, um Störungen des Nervensystems zu definieren und zu behandeln.

Drei Ebenen der Forschungsarbeit 
Konkret beschäftigen sich die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der KL Krems auf drei Ebenen mit dieser hochaktuellen Thematik. Dabei profitieren diese von der engen Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Forschungsarbeitsgruppen. „Die neurobiologische Grundlagenforschung ist der erste Bereich des Forschungsprogramms“, führt Gerald Obermair aus. „Hier erforschen wir Krankheitsmechanismen und physische Komponenten, etwa bezogen auf die Plastizität einzelner Nervenzellen und des Gehirns.“ Bei neurologischen und degenerativen Erkrankungen kann es zu Störungen dieser Plastizität kommen, die Gründe dafür sind multifaktoriell. Bei Autismus oder Schizophrenie ist es beispielsweise wichtig zu untersuchen, welche zelluläre Ursachen diesen Entwicklungsstörungen zugrunde liegen können. Darüber hinaus werden Methoden entwickelt, welche über das Auge mittels Netzhautdiagnostik die Früherkennung von degenerativen Augenerkrankungen und neuronalen Durchblutungsstörungen ermöglichen soll. Dies beinhaltet auch die Weiterentwicklung modernster statistischer Verfahren.

Der zweite Teilbereich, der in enger Zusammenarbeit mit den Universitätskliniken Tulln und St. Pölten umgesetzt wird, beschäftigt sich mit der Diagnostik und Therapie von Mental Health, also der mentalen bzw. psychischen Gesundheit. Gerald Obermair: „Hier geht es um psychologische Komponenten, also welche Methoden wir einsetzen und entwickeln können, um zu untersuchen, wie Mental Health-Disorders entstehen und wie die oft sehr komplexen Behandlungsstrategien erfolgreich eingesetzt werden können." Wichtige Fragen sind außerdem, wie künftig mit künstlicher Intelligenz und großen Datenmengen (Big Data) umgegangen werden soll. „Gerade in der klinischen Psychiatrie sind das komplexe Diagnostik-Kriterien, die uns ermöglichen könnten, Ursachen zu identifizieren und zu behandeln.“

Klinische und angewandte Neurowissenschaften bilden den dritten Forschungsschwerpunkt, der ebenfalls gemeinsam mit den Expertinnen und Experten der Kliniken entwickelt wird. „Hier beschäftigen wir uns mit der Entstehung und Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen, der klinischen Neuroonkologie und der Neuroimmunologie. Und wir gehen Fragen nach, wie sich beispielsweise Lebensmittelallergien auf die psychische Gesundheit auswirken können oder welche Folgen ein Schlaganfall auf die Psyche haben kann“, resümiert der Physiologe.

Details zum PhD-Programm bzw. zum Bewerbungsprozess folgen in Kürze.
 


Faculty des PhD-Programms „Mental Health and Neuroscience“ an der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (Auszug)

 

  • Principal Investigators:

Die Funktion von Synapsen in Gesundheit und Krankheit 

Die Arbeitsgruppe von Prof. Gerald Obermair, Leiter des Fachbereichs für Physiologie im Forschungsschwerpunkt „Mental Health and Neuroscience“ an der Karl Landsteiner Privatuniversität, beschäftigt sich mit der Rolle von Kalzium-regulierenden Proteinen in den Verbindungen zwischen Nervenzellen des Gehirns, den Synapsen. „Die Kontraktionen von Herz- und Skelettmuskulatur und die Freisetzung von Hormonen und Neurotransmittern werden durch Kalzium ermöglicht. Spezielle Poren in den Zellmembranen, sogenannte Kalziumkanäle, regeln dabei, wieviel Kalzium in die Zellen gelangt und regulieren damit eine breite Palette wichtiger Körperfunktionen.“ Die vielfältigen Funktionen von Kalziumkanälen stellen deshalb einen wesentlichen Forschungsbereich dar, wenn es darum geht, Fortschritte von neurologischen Entwicklungsstörungen zu verstehen: So wurden in den letzten Jahren viele Mutationen entdeckt, welche zu Über- oder Unterfunktionen von Kalziumkanälen führen können und damit zum Beispiel mit der Entstehung von Autismus in Verbindung gebracht werden. Die Kalziumkanäle regulieren dabei nicht nur ausschließlich den Einstrom von Kalzium, sondern sind auch für die korrekte Ausbildung und Verdrahtung der Synapsen verantwortlich. Das ist von besonderem Interesse, da gerade neurologische Entwicklungsstörung durch synaptischen Fehlfunktionen und falschen Vernetzungen entstehen können.

Erforschung neurophysiologischer Prozesse durch Datenanalytik

Univ.-Prof. Dr. Sascha Klee leitet den Fachbereich Biostatistik und Data Science an der KL. „Das geplante PhD Programm hat eine stark verbindende Komponente, die im Bereich der Datenwissenschaften liegt. Hier sehe ich exzellente Möglichkeiten, neue Methoden der Datenverarbeitung und der multimodalen statistischen Analysen zum Einsatz zu bringen und diese weiterzuentwickeln. Zum anderen hat meine Division selbst langjährige Erfahrungen auf dem Gebiet der Modellierung und der Analyse neurophysiologischer Prozesse, was die Attraktivität des Programms für zukünftige Forschungsarbeiten weiter steigert.“

Ethik als Kompass für psychische und physische Gesundheit

Die Aufgabe des Fachbereichs Biomedizinische Ethik und Ethik des Gesundheitswesens an der KL ist es, ein Grundlagenwissen der ethischen Herausforderungen zu vermitteln, aber auch die Kompetenzen von Studierenden hinsichtlich der ethischen Bewertung von Verfahren und Forschungsansätzen sowie klinischen Entscheidungen zu schärfen, schildert der Leiter, Univ.-Prof. Dr. phil. habil. Giovanni Rubeis. „Meine Forschungsschwerpunkte liegen auf den ethischen Fragen von Neurotechnik wie etwa der tiefen Hirnstimulation oder der Neuroprothetik sowie dem Neuroenhancement. Zudem forsche ich zu digitalen Gesundheitstechnologien im Bereich von Mental Health, insbesondere KI-Anwendung und Mental Health Apps.“ Dabei geht es vor allem um die Frage, wie ein bedarfsorientiertes Design sowie eine personalisierte Nutzung dieser Technologien gestaltet werden kann. „Aktuell erarbeiten wir beispielsweise im HORIZON Europe-Projekt „ASP-belong" die Perspektiven einer partizipativen Technikentwicklung für eine Mental Health App für Jugendliche, die auf Augmented Reality basiert.“ Ethische Fragstellungen, so der Experte, ergeben sich aber immer wieder neu aus Entwicklungen und Prozessen heraus und sind gerade in Zeiten von Künstlicher Intelligenz von maßgeblicher Bedeutung.

Methoden und Messungen als Basis für Fragestellungen

Am Fachbereich Psychologische Methodenlehre innerhalb des Forschungsschwerpunkts Mental Health und Neuroscience arbeitet Univ.-Prof. PD Mag. Dr. Stefan Stieger, Leiter des Fachbereichs, mit seinem Team an neuesten Fragestellungen. „Unsere Schwerpunkte umfassen das Experience Sampling, also eng getaktete Längsschnittmessungen im Feld über einen bestimmten Zeitraum mit Smartphones und Wearables aber auch die Analyse großer Datensätze, um Effekte nicht nur auf individueller, sondern auch auf globaler Ebene zu untersuchen. Mental Health ist immer auf psychischer und physiologischer Ebene zu betrachten. Die Neuroscience unterstützt unsere Forschung dabei mit bildgebenden Verfahren.“

Klinische Forschung – Ganzheitliche Sicht auf den Menschen

An der Klinischen Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Tulln arbeitet Prim. Assoc.-Prof. PD. Dr. Martin Aigner an klinischen Forschungsfragen. „Die Zusammenarbeit gibt uns die Möglichkeit, Forschung entlang des Bedarfs und der Strukturen anzupassen. Der klinische Betrieb kann durch die Forschung aktualisiert werden und gibt zugleich der Forschung wichtige Fragestellungen. Der Forschungsbereich Mental Health und Neuroscience ist daher von großer Bedeutung für eine gesamtheitliche Sicht von Körper und Psyche.“ Die Wechselwirkung zu erforschen ist auch für die Praxis und neue Therapien relevant, etwa bei Fragen der Ernährung, der Untersuchung des Nervensystems oder des Darms und der Wirkung von Mikrobiomen.

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Interdisziplinäre Zusammenarbeit in der Kognitionsforschung

Prim. Assoc. Prof. PD Dr. Stefan Oberndorfer, Vorstand der klinischen Abteilung für Neurologie am Universitätsklinikum St. Pölten – Lilienfeld, forscht im Bereich der klinischen Neuroonkologie. Diese umfasst Diagnostik und Therapie von Hirntumorerkrankungen, aber auch Neurotoxizität von neuroonkologischen und onkologischen Therapiestrategien. „Meine Forschungsprojekte zielen auf die Erhaltung bzw. Wiederherstellung neuronaler Funktion bei verschiedenen pathologischen Prozessen, wie etwa Neuroonkologie, Multiple Sklerose, Epilepsie, Neuroinfektiologie und Schlaganfall ab.“ Die fachübergreifende Zusammenarbeit mit der Karl Landsteiner Privatuniversität sieht er als große Bereicherung, wenn es um Zukunftsfragen geht. „Im weiteren Sinne sind ein intaktes Nervensystem und kognitive Funktionen ein wichtiger Faktor für mentale Gesundheit. Die gemeinsame Entwicklung von Forschungsfragen unter der Einbindung der Grundlagenforschung im Bereich der Neuroonkologie und Kognitionsforschung trägt maßgeblich zur Lebensqualität bei verschiedenen neurologischen Krankheitsbildern bei.