Montag, 18. Dezember 2023

ALLES CLARA-App: Begleitforschung bestätigt Wirkung und gibt Empfehlungen zum Ausbau

Ein KL-Forschungsteam vom Fachbereich Pflegewissenschaft begleitete von Mitte 2022 bis Ende 2023 das neue Online-Tool „Alles Clara“. Der wissenschaftliche Endbericht zeigt das Wirkmodell und bringt wichtige Empfehlungen zur Implementierung der APP der digitalen Sozialdienstleistung. 

Nahezu eine Million Menschen pflegt in Österreich Verwandte oder nahestehende Personen. Pflege findet hierzulande bis zu 80 % durch Angehörige und meist ohne Einbindung professioneller Dienste statt. Alles Clara ist eine neuartige Sozialdienstleistung in Österreich, die pflegende Angehörige via App mit professionellen Berater:innen aus den Bereichen Pflege und Psychologie verbindet. Diese soll künftig allen Menschen in Österreich zugänglich sein. Im Pilotbetrieb können derzeit rund 90.000 Beschäftigten die flexible, niederschwellige und dennoch persönliche Beratung über ihre Arbeitgeber nutzen. Die Alles Clara-App fungiert als datensichere digitale Schnittstelle zwischen den Ratsuchenden und den Berater:innen. Ihr Ziel ist es, den pflegenden Angehörigen Begleitung und Unterstützung in ihrem Alltag zu bieten und dort, wo nötig, gezielt und frühzeitig auf richtige weiterführende Angebote zu verweisen.

Empfehlungen aus der Begleitforschung und nächste Schritte

Als Vorbereitung auf den Regelbetrieb mit mehr Kapazität wurde Alles Clara mit einer „Realist Evaluation“ wissenschaftlich begleitet. Die Untersuchung lief von August 2022 bis November 2023; sie umfasste 26 Berater:innen und 681 Ratsuchende. Unter anderem kamen Fokusgruppen, Einzel-Interviews und Online-Fragebögen zur Anwendung. Umgesetzt wurde die Begleitforschung von Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Hanna Mayer und ihrem Team (Fachbereich Pflegewissenschaft – Schwerpunkt Person-Centred Care Research Department Allgemeine Gesundheitsstudien der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften). Sie betont: „Alles Clara zeichnet sich auch dadurch aus, dass die Ratsuchenden die Hilfestellung ungesehen von anderen in Anspruch nehmen können und in der Beratung als Personenmit ihren individuellen Bedürfnissen im Fokus stehen und ‚gesehen werden‘. Gleichzeitig kann der Pflegeberuf davon profitieren, dass er in einem neuen beruflichen Kontext gesehen und erlebbar wird.“

Auf den Ergebnissen aufbauend lassen sich folgende Empfehlungen zur Implementierung und weiterführenden Entwicklung des Angebots ableiten:

  1. Österreichweite Vernetzung und regionale Verankerung des Angebots weiter fördern
  2. Direkte Kommunikation von Alles Clara stärken
  3. Zusammenarbeit mit Arbeitgebern stärken
  4. Professionalität der Berater:innen weiter sicherstellen
  5. Persönliche und fachliche Entwicklung der Berater:innen weiter fördern
  6. Vernetzung der Berater:innen als unsichtbares Team fördern
  7. Personzentrierung als Kompass in der Weiterentwicklung von Alles Clara beibehalten – als digitales Tool und als Beratungsstelle zur Stärkung pflegender Angehöriger

Alles Clara-Projektleiterin Nicole Traxler (Managing Director, Alles Clara gGmbH) erklärt dazu: „Zahlreiche Stimmen aus der Community wurden in der Evaluierung sichtbar gemacht, die Verbesserungsvorschläge daraus sind für uns sehr hilfreich. Gemeinsam mit unseren Partner:innen der öffentlichen Hand, Privatwirtschaft und dem Pflegesektor arbeiten wir am Ausbau des Angebots hin zu einem Vollbetrieb.“

Die Evaluierung wurde aus Mitteln des Sozialministeriums gefördert und ist hier abrufbar. 

Online-Konferenz „Perspektiven und Potenziale für pflegende Angehörige“ Ende Jänner 2024

Von 25.-31. Jänner 2024 findet die 3. Online-Konferenz „Perspektiven und Potenziale für pflegende Angehörige“ statt. Interessierte können sich bereits jetzt auf https://www.two-next-inclusion.org/konferenz2024/ für dieses kostenlose Angebot anmelden. Erwartet werden wieder rund als 20 Referent:innen aus wissenschaftlichen Einrichtungen, Hilfsorganisationen, Institutionen und Selbsthilfegruppen.

Die Videomitschnitte zur Konferenz 2023 sind hier verfügbar.

Dieses Projekt wird aus Mitteln der Nationalstiftung für Forschung, Technologie und Entwicklung gefördert und im Rahmen des Programms Laura Bassi 4.0 mit freundlicher Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft (BMAW) durchgeführt.