Dienstag, 26. Juni 2018

Eröffnung des Kunstwerkes an der Mauer der Justizanstalt

Neues Kunstwerk an der Außenmauer der Strafvollzugsanstalt (StVA) Stein

Mit zahlreichen Festgästen aus Politik, Kunst und Kultur eröffneten KL Rektor Dr. Rudolf Mallinger, Bürgermeister Dr. Reinhard Resch und der Leiter der Abteilung Kunst und Kultur des Landes NÖ Mag. Hermann Dikowitsch das Projekt der künstlerischen Gestaltung der Justizanstaltsmauer mit dem Titel „06.04.45“.Die aus einem Wettbewerb des Landes als Siegerin hervorgegangene Künstlerin Ramesch Daha nahm die Herausforderung, die rund 100 Meter lange und 7,5 Meter hohe Mauer mit einem künstlerischen Projekt zu gestalten, zum Anlass, ein dunkles Kapitel der Haftanstalt aufzugreifen.Als eines der sogenannten „Endphasenverbrechen“ wurden am 6. April 1945 nach offiziellen Schätzungen um die 386 überwiegend politische Häftlinge sowie der Direktor und drei Gefängniswärteraufseher des „Zuchthauses Stein“ durch Angehörige der Waffen-SS, Wehrmacht und SA ermordet. In einem erschütternden Gewaltakt wurden die aufgrund des bevorstehenden Kriegsendes kurz zuvor freigelassenen Häftlinge in die Anstalt zurückgedrängt und unter der heutigen Bezeichnung „Kremser Hasenjagd“ ermordet, auf die bereits Richtung Wien und St.Pölten wandernden Häftlinge wurde mit Hilfe der lokalen Bevölkerung Jagd gemacht und sie vielfach hingerichtet.Daha und ihr Team übertrugen Auszüge – insgesamt 17 Seiten - des Strafgefangenen-Registers von 1944/45 unkommentiert als überdimensionierte Blaupausen auf die Gefängnismauer. Durch das verwendete Kopierverfahren rückt sie eine nüchterne Dokumentation der damaligen Insassen in den Blick. Die riesenhafte Übertragung der historischen Blätter mit ihren handschriftlichen Auflistungen erzeugt eine Ebene des Persönlichen, die Zeile für Zeile, auch Zeugnis der Schicksale dieser Menschen ist und die versucht, der Unfassbarkeit des Ereignisses durch die schiere Größe ein Gesicht zu geben.Die Registerseiten wurden von Ramesch Daha mit allen Spuren der originalen Kopien in einem aufwändigen Verfahren an die Wand gemalt. So waren die Durchstreichungen nach 1945 ein übliches Verfahren, die Namen von nach dem Krieg Inhaftiereten nach Verbüßung ihrer Haftstrafe aus dem Register zu löschen. Aus Respekt und Diskretion den betroffenen Personen und Familien gegenüber wurden die Namen der Insassen aus der Zeit vor 1945 von der Künstlerin unkenntlich gemacht.

Historische Beratung: Dr. Robert Streibel

Eine Kooperation der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften und der Abt. Kunst und Kultur / Kunst im öffentlichen Raum Niederösterreich mit Unterstützung der Justizanstalt Stein