Donnerstag, 12. September 2019

Abschluss des Life Science-Projektes „Die Rolle der Phagen in der Antibiotikaresistenz“

Am Donnerstag, den 12. September 2019, fand am Universitätsklinikum St. Pölten die Abschlussveranstaltung zum Life Science-Projekt „Die Rolle von Phagen in der Antibiotikaresistenz“ statt. In der eintägigen Konferenz diskutierten internationale Wissenschafterinnen und Wissenschafter über die Ergebnisse von knapp vier Jahren Forschungsarbeit. Die Karl Landsteiner Privatuniversität war Projektpartnerin.

Als Phagen oder auch Bakteriophagen bezeichnet man verschiedene Gruppen von Viren, die auf Bakterien als Wirtszellen spezialisiert sind. Diese Viren sind für Menschen ungefährlich, könnten aber im Kampf gegen Antibiotikaresistenzen eine effektive Alternative bei bakteriellen Infektionen darstellen. In dem Life Science-Projekt „Die Rolle von Phagen in der Antibiotikaresistenz“ – gefördert von der NÖ Forschungs- und Bildungsgesellschaft (NFB) – widmete sich nun ein Forschungsteam knapp vier Jahre lang diesem spannenden Thema. Unter der Leitung von Friedrike Hilbert vom Institut für Fleischhygiene, Fleischtechnologie und Lebensmittelwissenschaften der Universität für Veterinärmedizin Wien beschäftigte sich die Gruppe mit der Bedeutung des Gentransfers durch Phagen für die Entstehung und die Beständigkeit von Antibiotikaresistenzen.

Die Karl Landsteiner Privatuniversität brachte sich als Projektpartnerin im klinischen Umfeld ein: Am klinischen Institut für Hygiene und Mikrobiologie am UK St. Pölten unter der Leitung von Christoph Aspöck analysierte unter anderem die portugiesische Molekularbiologin Catia Pacifico, PhD-Kandidatin an der KL, unter anderem die Präsenz von Phagen, die E.coli-Bakterien infizieren.

Im Rahmen der Konferenz wurde in fünf Fachvorträgen der Status Quo in der Phagen-Forschung vorgestellt sowie in einer Podiumsdiskussion die Herausforderungen und Chancen einer Phagentherapie im Humanbereich beleuchtet. Neben Forscherinnen und Forschern aus dem Projektteam referierten auch internationale Expertinnen und Experten aus Großbritannien und Polen über ihre aktuellen Forschungserkenntnisse.

Phagenforschung in Großbritannien und Polen

Der Molekularbiologe Andrew David Millard von der Universität von Leicester (UK) beschäftigt sich mit der Interaktion von Phagen mit ihrem Wirt, beispielsweise Bakterien. Dazu nutzt der Forscher unter anderem Methoden wie die Metagenomik und Genomik, um jene Gene in den Phagen zu identifizieren, die nach dem Schlüssel-Schloss-Prinzip den Zugang zum Wirt öffnen.

Die klinische Mikrobiologin Zuzanna Drulis-Kawa, Leiterin des Departments für Pathogen-Biologie und Immunologie am Institut für Genetik und Mikrobiologie der Universität von Breslau (PL) widmet sich so genannten lytischen Phagen. Diese zerstören die Wirtszelle, in dem sie sukzessive deren Membran auflösen. Die Forscherin entwickelt unter anderem spezifische lytische Phagen für multiresistente Bakterienstämme wie Klebsiella pneumonia oder Pseudomonas aeruginosa. Beide zählen zur Gruppe der pathogenen Stäbchenbakterien, die vor allem im klinischen Umfeld für Probleme sorgen.

In der Podiumsdiskussion brachte Lorenzo Corsini, Mitbegründer und Geschäftsführer des Wiener Start-Up-Unternehmens Phagomed Biopharma, interessante Einblicke in die Forschung und Produktentwicklung im Bereich der Phagen. Vorrangiges Ziel des Unternehmens ist es, die Phagentherapie in klinischen Studien zu validieren und durch Zulassung einer breiteren Patientengruppe zugänglich zu machen.

Details zum Life Science -Projekt

Die Rolle der Phagen in der Antibiotikaresistenz