Mittwoch, 22. Juni 2022

Nutzung sozialer Medien und kognitive Fähigkeiten

Große Studie mit Jugendlichen untersuchte Zusammenhänge zwischen der Nutzung sozialer Medien und kognitiven Fähigkeiten

Die Smartphone-Nutzung im Allgemeinen und die Nutzung sozialer Medien im Besonderen wurde bei Jugendlichen häufig mit negativen Auswirkungen in Verbindung gebracht, z. B. einem höheren Angstniveau und Körperunzufriedenheit. Andere Konzepte - wie grundlegende kognitive Fähigkeiten und Fertigkeiten (z. B. Intelligenz, Informationsverarbeitung, räumliche Wahrnehmung) - standen bisher selten im Mittelpunkt der Forschung. 

Um Zusammenhänge zwischen der Nutzung sozialer Medien und kognitiven Fähigkeiten zu untersuchen, hat Univ.-Prof. Mag. Dr. Stefan Stieger, PD, Leiter des Fachbereichs Psychologische Methodenlehre an der Karl Landsteiner Privatuniversität (KL) in Zusammenarbeit mit Mag.a Sabine Wunderl, Psychologische Leitung der Bildungsinformationszentren der WKNÖ, die Daten von mehr als 12.000 Jugendlichen im Alter zwischen 12 bis 16 Jahren analysiert. Die Jugendlichen haben eine Reihe psychometrischer Tests absolviert, um beispielsweise Intelligenz, räumliche Wahrnehmung und Informationsverarbeitung zu testen. Die Testergebnisse wurden mit der jeweiligen Nutzung sozialer Medien (durchschnittliche aktive und passive Zeit pro Tag, problematische Nutzung sozialer Medien) verglichen. Zusätzlich wurde ein Random-Forest-Modellansatz angewandt, der für Designs mit vielen Prädiktoren und erwarteten kleinen Effektgrößen optimal ist. 

Die Studie kam zum Ergebnis, dass fast alle Assoziationen die bekannten Alters- und Geschlechtsunterschiede bei der Nutzung sozialer Medien nicht übertroffen haben. Dies bedeutet, dass die Effektgrößen sehr klein waren und in den Random-Forest-Analysen im Vergleich zu den dominanten demografischen Effekten eine geringe Bedeutung hatten. Möglicherweise wurden negative Auswirkungen der Nutzung sozialer Medien in der bisherigen Forschung überbewertet, zumindest in Stichproben mit Jugendlichen.

 


 

Schlüsselergebnisse:

Die Nutzung sozialer Medien steht in keinem wesentlichen Zusammenhang mit den Ergebnissen von Tests zu kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten.Die Ergebnisse von Random-Forest-Modellen deuten auf eine geringe Bedeutung der Effekte im Vergleich zu bekannten Geschlechts- und Altersunterschieden hin.Negative Auswirkungen der Nutzung sozialer Medien wurden in der bisherigen Forschung möglicherweise überbewertet.

 

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