Donnerstag, 28. September 2023

Über den Einfluss der Medien auf die Wahrnehmung von Autismus in der Öffentlichkeit

Mainstream-Medien sind für viele Menschen häufig die erste und manchmal auch die einzige Informationsquelle über psychische Gesundheit. Die Darstellung von psychischen Störungen kann somit großen Einfluss darauf haben, wie die öffentliche Wahrnehmung und damit auch die Stigmatisierung von Krankheiten beeinflusst wird. An der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften beschäftigen sich die Expertinnen am Forschungszentrum Transitionspsychiatrie unter anderem mit der Frage, welchen Umgang es zum Thema psychische Gesundheit in der medialen Berichterstattung gibt. Eine aktuelle Studie, die auch in einem renommierten Magazin publiziert wurde, untersuchte die Abbildung von Autismus im Kontext seiner stigmatisierenden Zuschreibung.

Während sich der gesellschaftliche Umgang mit psychischen Krankheiten in den letzten Jahren tendenziell gewandelt hat, so passen sie im Allgemeinen nicht so recht in das Bild unserer Leistungsgesellschaft. Medien spielen in der Kommunikation eine zentrale Rolle und auch die Forschung beschäftigt sich intensiv mit der Thematik. Ziel eines aktuellen Scoping-Reviews am Forschungszentrum Transitionspsychiatrie war es daher, einen Beitrag zur Darstellung von Autismus und seiner stigmatisierenden Wirkung zu leisten, schildert Gloria Mittmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin und eine der Studienautorinnen. „Dafür haben wir den Umfang und spezielle Merkmale der Aufzeichnungen, welche die Darstellung von Autismus in Mainstream-Medien beschreiben, untersucht. Der Schwerpunkt lag auf Zeitungen, sozialen Medien und Filmen, Fernsehen sowie Literatur.“ Konkret wurden 31 Artikel extrahiert sowie Sekundärrecherchen über Artikel, die zwischen 2010 und 2022 veröffentlicht wurden, untersucht. „Vornehmend handelte es sich um Medien aus den USA, China, Australien und Großbritannien, da es dort mehr Veröffentlichungen gibt als in Europa.“

Mehr Inklusion und Fokus auf soziale Medien
Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Abbildung von Autismus in den Medien zwar unterschiedlich, die Stigmatisierung jedoch in Zeitungen, Filmen und im Fernsehen am stärksten ausgeprägt ist. „Damit einher geht oft ein negativer Ton oder eine stereotype Darstellung, die Perspektive autistischer Personen selbst wird wenig oder gar nicht einbezogen. Außerdem ist die Berichterstattung wenig divers, Personen werden etwa mit ihrem Können und ihren Einschränkungen auffallend in Szene gesetzt, was mit der Realität wenig zu tun hat“, erklärt Gloria Mittmann. Im Gegensatz dazu ergab die Forschungsrecherche, dass Literatur und Belleristik das Thema vielseitiger und positiver behandeln und auch in den sozialen Medien tendenziell ein unterstützender Ton herrscht. „Die Gründe dafür orten wir dahingehend, dass sich autistische Menschen in sozialen Medien auch selbst repräsentieren und ihre Erfahrungen austauschen bzw. schildern.“ 
Während zukünftige Forschungen sich stärker auf neuere Medienformen wie soziale Medien konzentrieren sollten, könnten Redaktionen die Perspektiven autistischer Menschen selbst in die Mediendarstellung nutzen. „Durch die aktive Einbeziehung autistischer Personen in den Prozess der Inhaltserstellung können Medien authentischer werden und so ein besseres Verständnis und eine höhere Akzeptanz von Autismus fördern“, so Mittmann.

Originalpublikation
Mittmann G, Schrank B, Steiner-Hofbauer V. Portrayal of autism in mainstream media – a scoping review about representation, stigmatisation and effects on consumers in non-fiction and fiction media: a scoping review about representation, stigmatisation and effects on consumers in non-fiction and fiction media. Current Psychology. 2023 Jul 22;2023.