Dienstag, 26. April 2022

Moralisches Dilemma wird weltweit ähnlich gelöst

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie mit mehr als 27.000 Beteiligten aus mehr als 45 Ländern, in der Experimente nach Greene et al. (2009) versucht wurden zu replizieren. Seitens der Karl Landsteiner Privatuniversität waren Prof. Stefan Stieger vom Fachbereich für Psychologische Methodenlehre und die Psychologie Studierende Jennifer Lenz beteiligt.

Konkret wurden die Reaktionen auf das sogenannte Trolley-Problem untersucht. In diesem hypothetischen Gedankenexperiment rast ein Zug auf Personen zu, die dabei ums Leben kommen werden. Es gibt jedoch die Möglichkeit den Zug auf einem Nachbargleis umzuleiten jedoch werden dabei ebenfalls Personen gefährdet – aber weniger. Für dieses Dilemma gibt es keine richtige oder falsche Reaktion, nur unterschiedliche Sichtweisen – das utilitaristische und das deontologische Prinzip. Bei der utilitaristischen Philosophie ist eine Handlung moralisch akzeptabel, wenn sie das Wohlergehen der größten Anzahl von Menschen maximiert, beispielsweise in Form von geretteten Leben. Die deontologische Philosophie hingegen bewertet die Moralität einer Handlung hinsichtlich größerer Rücksichtnahme auf Rechte und Pflichten des Einzelnen. Dieser inhärente Konflikt wird gut durch dieses Trolley-Problem veranschaulicht. 

Interessanterweise war die am häufigsten gewählte Reaktion – das Umleiten des Zuges – weltweit Großteils gleich, unabhängig von Kultur (z.B. gemeinschaftlich/kollektivistisch vs. individualistisch orientiert) und Religion. Dies lässt ein ‚universelles‘ Prinzip vermuten, welches unabhängig von sozialisierten Einstellungen und Verhaltensweisen ist. 

Link zur Studie: https://www.nature.com/articles/s41562-022-01319-5