Dialektische Verhaltenstherapie bei posttraumatischen Belastungsstörungen wirksam
Klinische Studien bestätigen: die dialektische Verhaltenstherapie ist bei komplexen posttraumatischen Belastungssymptomen bei weiblichen Patientinnen wirksam. Forschende des Fachbereichs Klinische Psychologie der Karl Landsteiner Privatuniversität analysierten anhand der Daten eines psychosomatischen Zentrums, ob sich die Methode auch im klinischen Alltag als erfolgreich erweist.
Laborsituation versus klinische PraxisKontrollierte klinischen Studien liefern verlässliche Daten zur Beantwortung von Forschungsfragen. Dennoch unterscheidet sich die standardisierte „Laborsituation“ von der täglichen klinischen Praxis. Umso wichtiger ist es, Ergebnisse aus kontrollierten klinischen Studien weiter zu evaluieren und mit Daten aus alltäglichen Behandlungssettings zu bestätigen. Ursprünglich wird die dialektische Verhaltenstherapie bei Menschen mit Borderlinepersönlichkeitsstörungen und Personen mit einer hohen Selbstmord- und Selbstverletzungsgefahr eingesetzt. Die Wissenschaftler:innen des Fachbereichs Klinische Psychologie unter der Leitung von Dr. Juliane Burghardt setzten sich zum Ziel, die Übertragbarkeit von Studien-Ergebnissen, die besagen, dass die dialektische Verhaltenstherapie auch bei komplexen posttraumatischen Störungen wirksam ist, zu überprüfen.
Therapie komplexer Traumatisierungen156 Patient:innen des psychosomatischen Zentrums Eggenburg, die eine posttraumatische Belastungsstörung aufwiesen, wurden nach einer Eingangsuntersuchung durch eine Psychiaterin oder einen Psychiater zur weiteren Therapie auf unterschiedliche Stationen und Behandlungsmethoden aufgeteilt. Im Zeitraum von Februar 2020 bis April 2021 behandelte ein interdisziplinäres Team 111 Patient:innen der Routinemethode bei posttraumatischen Belastungsstörungen folgend und 45 Patient:innen mit einer Weiterentwicklung der dialektischen Verhaltenstherapie für Personen mit komplexer posttraumatischer Belastungsstörung (DBT-PTBS). Während die gängige traumaspezifische Therapie Einzeltherapien, Gruppenangebote sowie Wissensvermittlung, Achtsamkeits- und Kompetenztraining vereint, verläuft die DBT-PTBS in sieben Behandlungsphasen aufgeteilt auf 12 Wochen und beinhaltet sowohl verpflichtende als auch optionale Therapiemodule. Alle Therapeut:innen hatten bereits Erfahrung mit der traumspezifischen Therapie bzw. eine Fortbildung für die DBT-PTBS absolviert. Während in den klinischen Studien ausschließlich Frauen mit posttraumatischen Symptomen nach sexuellen oder körperlichen Gewalterfahrungen in der Kindheit miteingeschlossen waren, wurden im Real-Life Setting auch männliche Patienten in die Proband:innengruppe aufgenommen. Die Symptomerfassung fand mit unterschiedlichen klinisch-diagnostischen Fragebögen im Rahmen der klinischen Routine statt.
Beide Therapieformen verbessern SymptomeNach erfolgter Therapie zeigte sich in beiden Behandlungsgruppen eine Besserung der posttraumatischen Symptome, in einzelnen Aspekten war die DBT-PTBS der traumaspezifischen Therapie überlegen. Gleichzeitig stellte sich heraus, dass die Wirksamkeit der dialektischen Therapie im Real-Life Setting deutlich geringer ausfiel als in den klinischen Studien zuvor. Als einen wichtigen Grund dafür konnten die Forscher:innen die Therapiemotivation bzw. – treue herausarbeiten. Zusammenfassend bestätigt die Forschungsarbeit die Ergebnisse aus den bisherigen Studien und nennt wichtige Aspekte, die während der Therapie in stationären Zentren umgesetzt werden sollten. Die Forschungsarbeit wurde von der Gesellschaft für Forschungsförderung NÖ sowie dem Medizintechnikunternehmen VAMED unterstützt. Die Ergebnisse sind dank der Open Access Finanzierung durch die Karl Landsteiner Privatuniversität frei zugänglich im European Journal of Psychotraumatology erschienen und sollen Therapeut:innen in ihrer täglichen Routinearbeit unterstützen, die Behandlung für Menschen mit komplexe posttraumatischer Belastungsstörung zu verbessern.
