B-Zellen sind essenziell für die Produktion von Antikörpern. Erkranken sie, beeinflusst das die Fähigkeit zur Immunreaktion. Von daher ist ein aktiver Impfschutz für Menschen mit Erkrankungen der B-Zellen von besonderer Wichtigkeit. Für Patientinnen und Patienten, die an verschiedenen Formen von Krebserkrankungen der B-Zellen leiden, hat nun ein Team der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL Krems) die Immunantwort auf wiederholte SARS-CoV-2-Impfungen erhoben. Dabei wurden klare Erkenntnisse gewonnen, die wegweisend für zukünftige Impfstrategien bei dieser Patientengruppe sein könnten.
Therapie & Impfung
„Unsere Ergebnisse zeigen eindeutig die Wichtigkeit einer dritten Impfung als Abschluss der Grundimmunisierung für betroffene Krebspatientinnen und -patienten“, erklärt Studienleiter Dr. Josef Singer (Klinische Abteilung für Innere Medizin 2 des Universitätsklinikum Krems, Lehr- und Forschungsstandort der KL Krems). „Denn tatsächlich konnten wir selbst nach der zweiten Impfung bei der Hälfte unserer Patientinnen und Patienten keine Produktion von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 nachweisen – wohingegen die dritte Impfung dann bei über einem Drittel dieser Personen doch noch zu einer Immunreaktion führte.“ Überhaupt wurde festgestellt, dass insgesamt bei fast allen untersuchten Patientinnen und Patienten die Antikörperproduktion nach der 3. Impfung signifikant anstieg.
Es zeigte sich auch, dass die Antikörper-Reaktionen insbesondere bei jenen Patientinnen und Patienten gering ausfielen, die aktiv behandelt wurden. Das ist insofern erklärbar, als B-Zellen einerseits wesentlich für die Produktion von Antikörpern sind, andererseits aber auch ein Ziel für moderne Therapien zur Behandlung B-Zellen-basierter Krebserkrankungen darstellen (z. B. Therapien gegen die B-Zellenoberflächenproteine CD19 oder CD20).
80 Betroffene & 8 Krebsarten
Im Detail wurden für die Studie Proben von 80 Patientinnen und Patienten der Krebszentren UK Krems und Medizinische Universität Wien untersucht. Diese litten an insgesamt acht verschiedenen B-Zellen-basierten Krebserkrankungen und wurden unterschiedlich behandelt: Neben den o. g. Therapien wurden bei einigen Betroffenen auch sogenannte BTK-Inhibitoren eingesetzt, andere befanden sich auf Grund geringer Symptomlast unter sorgfältiger Beobachtung bzw. wurden aus anderen Gründen nicht aktiv therapiert. „Betroffene, die unter Beobachtung waren oder anderweitig nicht therapiert wurden“, erläutert Dr. Singer weiter, „zeigten dabei auch den stärksten Anstieg der Produktion von Antikörpern nach der dritten Impfung.“
Insgesamt trägt die nun international publizierte Studie dazu bei, bessere Impfstrategien für Bevölkerungsgruppen zu entwickeln, die auf Grund von Vorerkrankungen des Immunsystems besonders anfällig sein könnten. Die Studie ist ein weiteres Beispiel für die anwendungsorientierte onkologischen Forschung der KL Krems.
Originalpublikation:
Evaluation of Antibody Responses in Patients with B-Cell Malignancies after Two and Three Doses of Anti-SARS-CoV-2 S Vaccination—A Retrospective Cohort Study. S. R. M. Wirth, K. Podar, M. Pecherstorfer, P. Wohlfarth, U. Jaeger & J. Singer. Cancers 2023, 15, 524.
https://doi.org/10.3390/cancers15020524