Im Bereich der Psychotherapiewissenschaft wendet die Psychodynamik jene Theorien an, welche seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts komplexere Modelle der Subjektivität und des Mentalen entwickelt haben. Dabei werden die bewusste Einheit der Subjektivität oder des Mentalen zu Gunsten von Modellen aufgegeben, die aus bewussten und nicht-bewussten Anteilen bestehen, welche in der Regel zusammenwirken, jedoch auch in Konflikt geraten können.

Die erste und wichtigste Dimension dieser Wissenschaft ist die Möglichkeit der Erforschung all jener Phänomene, die sich dem Bewusstsein entziehen. Die Zweite ist jene der Behandlung, der psychoanalytischen Therapie, welche der Forschung nachgereiht wird. Die Dritte ist jene einer allgemeinen Psychologie oder Theorie des Mentalen oder Theorie mentaler Vorgänge. Die Ergebnisse der bisherigen, traditionsreichen klinischen sowie empirischen und experimentellen psychoanalytischen Forschungen tragen dazu bei, die Grenzen der drei erwähnten Dimensionen – Untersuchungsmethode, Therapie und Theorie des Mentalen – zunehmend zu erweitern.
Die psychodynamische Forschung der Gegenwart widmet sich entsprechend klinischen, empirischen und wissenschaftsphilosophischen Untersuchungen sowie inter- und multidisziplinären Ansätzen. Sie untersucht Wirkungsweise und Wirksamkeit der klinischen Anwendung ihrer psychodynamischen theoretischen Annahmen, ihrer Forschungsmethodologien sowie ihrer klinischen Behandlungstechniken und die Anwendung derselben auf nicht-klinische Phänomene oder auf andere wissenschaftliche Disziplinen (Wissenszweige).