Der Darm als Taktgeber der Gesundheit
Beim Kamingespräch des KL Alumni Clubs drehte sich alles um das Mikrobiom und seine Rolle für die körperliche und psychisches Gesundheit. Im Anschluss an die Veranstaltung besiegelte die Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften ihre Partnerschaft mit MAYRLIFE Medical Health Resort durch die feierliche Eröffnung der neuen MAYRLIFE HALL.
Kamingespräch Mikrobiom
Im Rahmen eines Kamingesprächs widmete sich der KL Alumni Club am Montag, dem 26. Mai 2025, dem Thema „Mikrobiom: Gamechanger für körperliche und psychische Gesundheit“. Rektor Rudolf Mallinger, Präsident des KL Alumni Clubs, diskutierte mit Victor F. Zevallos, Leiter des KL-Fachbereichs Ernährungswissenschaften, und Dieter Resch, Geschäftsführer des KL-Kooperationspartners MAYRLIFE Medical Health Resort Altaussee, über den Einfluss von Ernährung, Umwelt und Lebensstil auf die Zusammensetzung des Mikrobioms – und warum personalisierte Ansätze in der Gesundheitsversorgung der Zukunft entscheidend sein könnten.
Eröffnung der MAYRLIFE HALL
Im Anschluss an die Veranstaltung wurde in einem kleinen Festakt die MAYRLIFE HALL (vormals Festsaal) offiziell eröffnet. Mit der Namenspatronanz setzen die die Karl Landsteiner Privatuniversität und MAYRLIFE in sichtbares Signal ihrer Zusammenarbeit: Gemeinsam mit der KL Krems strebt MAYRLIFE an, die Grundlagenforschung im Bereich der Ernährungswissenschaften im Allgemeinen und die Mikrobiomforschung im Speziellen gezielt voranzutreiben.
Ziel der Partnerschaft ist es, auf Basis einer evidenzbasierten, wissenschaftlich fundierten Betrachtung dieses jungen Forschungsfeldes die Potenziale für innovative Diagnostik- und Therapieansätze zur Prävention und Behandlung von Krankheiten auszuloten. Mit dem Ernährungswissenschaftler Victor F. Zevallos konnte die KL Krems ein international ausgewiesener Experte für die von MAYRLIFE finanzierte Stiftungsprofessur für Ernährungswissenschaften mit besonderer Berücksichtigung der Mikrobiomforschung gewonnen werden. Der Forscher widmet sich seit Anfang Oktober 2024 der Etablierung seines Fachbereichs sowie seiner Forschungsarbeit im Bereich der immunologischen Auswirkungen der Ernährung, insbesondere bei Zöliakie, Weizensensitivität und Darmentzündungen.
Personalisierung der Ernährungsempfehlungen
Im Zuge des Kamingesprächs wurde von Rektor Mallinger unter anderem der aktuelle Stand der Wissenschaft hinsichtlich des Mikrobioms sowie die Einflüsse der Ernährung auf die Darmflora hinterfragt. Victor F. Zevallos betonte die große individuelle Varianz in der Reaktion auf Lebensmittel: Was für eine Person gesund sei, könne bei einer anderen kaum Wirkung zeigen oder sogar schaden. Daher müsse Ernährung immer personalisiert betrachtet werden – standardisierte Empfehlungen seien oft zu allgemein. Darüber hinaus thematisierte der Experte den Darm als Schlüsselorgan hinsichtlich des Immunsystems. So könnten Entzündungen im Darm beachtlichen Einfluss auf die körpereigene Abwehr bzw. auf die Funktionen anderer Organe haben. Diese Zusammenhänge gelte es in den nächsten Jahren intensiv zu erforschen.
Dieter Resch unterstrich die Bedeutung maßgeschneiderter Ernährung in der Praxis. Im MAYRLIFE Medical Health Resort würden keine Kalorien gezählt, sondern individuelle Profile erstellt – basierend u.a. auf Stuhlproben und Unverträglichkeitstests. Ziel sei es, Gewohnheiten langfristig zu ändern, nicht kurzfristig zu optimieren. Entzündungen im Darm, oft still verlaufend, könnten durch gezielte Diagnostik frühzeitig erkannt werden.
Beide Gesprächspartner betonten, dass das Mikrobiom nicht nur durch die Ernährung, sondern auch durch andere Faktoren wie Umwelteinflüsse oder das Maß der körperlichen Aktivität beeinflusst werden. Auch kulturelle Unterschiede, etwa im Vergleich rohköstlicher Ernährung in Südamerika und Afrika mit stärker prozessierter Nahrung in Europa, beeinflussen die mikrobiologische Vielfalt im Körper.
In Bezug auf psychische Gesundheit wiesen Zevallos und Resch auf die „Darm-Hirn-Achse“ hin. Veränderungen des Mikrobioms wirken sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf mentale Prozesse aus. Die Zusammenhänge müssen allerdings noch weiter intensiv beforscht werden.
Zum Abschluss gaben beide Gesprächspartner Empfehlungen für den Alltag:
Dieter Resch:
- Fester Essrhythmus – maximal drei Mahlzeiten pro Tag.
- Frühstück nicht auslassen – besser das Abendessen reduzieren.
- Keine Rohkost nach 16 Uhr (z. B. kein Salat am Abend).
Victor F. Zevallos:
- Mikrobiom-Therapien wie Stuhltransplantationen stärker beforschen.
- Langzeitwirkung spezifischer Diäten wissenschaftlich untersuchen.
- Das Mikrobiom als komplexes System verstehen.
Fazit: Das Mikrobiom ist mehr als ein wissenschaftlicher Hype. Es ist ein Spiegel unserer Lebensweise – und zugleich ein Schlüssel zur Prävention und Behandlung zahlreicher körperlicher und psychischer Erkrankungen.