Donnerstag, 24. April 2025

Anna Höflich, Fachärztin für Psychiatrie, Neurologie und psychotherapeutische Medizin

Übergangsphasen im Leben sind wichtige Eckpfeiler für die psychische Gesundheit

OÄ PD DDr. Anna Höflich arbeitet an der klinischen Abteilung für Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin am Universitätsklinikum Tulln. Sowohl in ihrem klinischen Alltag als auch im Rahmen ihrer Forschungsarbeiten widmet sie sich vor allem den Schwerpunkten Peripartalpsychiatrie und Transitionspsychiatrie. Beides Bereiche, die aufgrund der oft nicht einfachen Übergangsphasen im Leben wichtige Eckpfeiler für die Prävention psychischer Gesundheit sind - und bisher auch zu wenig Aufmerksamkeit in Forschung und Versorgung bekommen haben.

Fragt man Anna Höflich nach den bisher prägendsten Schritten ihrer beruflichen Laufbahn, so gibt es zahlreiche Meilensteine.Zunächst fällt mir die Arbeit in der Forschungsgruppe Neuroimaging Labs an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Universität Wien ein. Dort habe ich erstmals die Zusammenarbeit mit Menschen erfahren, die mit absoluter Konzentration und Hingabe an einer bestimmten Forschungsfrage arbeiten. Prägend war auch die Erkenntnis, dass zur Beantwortung komplexer Fragestellungen eine Reihe von strukturellen und finanziellen Ressourcen notwendig sind. Und natürlich ein interdisziplinäres Team von qualifizierten Menschen, um alle Aspekte bei einer Forschungsaufgabe abdecken zu können.“ Das PhD-Studium war ein weiterer wichtiger Schritt in ihrer wissenschaftlichen Karriere. „Besonders das Erlernen der Abläufe, also wie es von einer Idee zur praktischen Umsetzung und Ergebnissen kommt, war wichtig“. Auch ein Auslandsaufenthalt am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit in Mannheim hat ihre Arbeit sehr beeinflusst. „In der Forschungseinrichtung konnte ich Bildgebung und Umwelteinflüsse mittels so genannter „Ecological momentary assessements“ untersuchen. Damit kann Verhalten und Erleben von Menschen in der realen Umgebung untersucht werden, während auch andere Daten wie beispielsweise Bewegungs- oder Umweltdaten einfließen. Diese Untersuchungstechniken werden sicher die Zukunft der psychiatrischen Forschung zentral mitbestimmen.“

Intensive Zusammenarbeit am UK Tulln
Schon während ihrer klinischen Ausbildung an der Universitätsklinik für Psychiatrie und Psychotherapie an der Medizinischen Universität Wien hat Anna Höflich sich sehr für den Bereich der Peripartalpsychiatrie, die sich Erkrankungen rund um die Geburt und nach der Geburt widmet, interessiert. „Es ist die Grundlage, oft auch die Prävention der psychischen Gesundheit für die Kinder, die Familien und die Frauen. Eine Unterstützung und Behandlung in dieser Zeit können unheimlich wichtig sein. Ich habe mich daher sehr gefreut, als ich vor etwa 2 Jahren die Chance bekommen habe an der Konzeption und dem Aufbau der Eltern-Kindstation der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie des UK Tulln mitzuwirken. Als multidisziplinäres Team werden wir im Frühling dieses Jahres sowohl stationär als auch ambulant in diesem Bereich arbeiten, was eine einzigartige Chance ist.“ Zusätzlich hat die Ärztin vor 1,5 Jahren auch die Leitung der Akutpsychiatrischen Station EP2 in Tulln übernommen.

Dem Wunsch, klinische Arbeit mit Wissenschaft zu verbinden, also Forschungsfragen zu beantworten, die sich aus dem klinischen Kontext entwickeln, kann Anna Höflich in ihrem Job sehr gut nachgehen. „Menschen in ihrem täglichen Leben zu beobachten, um Einflussfaktoren auf Krankheitsverläufe zu identifizieren, ist mir ein großes Anliegen. Genauso habe ich ein starkes Interesse an Übergangsphasen im menschlichen Leben, die oft mit großer Plastizität und weitreichenden psychosozialen Folgen einhergehen. Daher beschäftige ich mich auch mit der Transitionsphase von der Jugend zum Erwachsenenalter und der Peripartalphase, d.h. der Übergang von Familien in der Schwangerschaft und Postpartalphase“. Die intensive Zusammenarbeit mit dem Forschungszentrum für Transitionspsychiatrie und der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie im Bereich frühe Eltern-Kind-Interaktion ist dafür eine sehr gute Grundlage.

Ausbau der Angebote für (werdende) Eltern und junge Erwachsene
Anna Höflichs Ziel für die Zukunft ist der Aufbau einer flächendeckenden peripartalen psychiatrischen Versorgung und wissenschaftliche Tätigkeit in diesem Bereich. Mit ihrer fundierten wissenschaftlichen Ausbildung im Bereich der klinischen Neurowissenschaften, ihrer Erfahrung mit groß angelegten wissenschaftlichen Studien und der Herausarbeitung von relevanten Fragestellungen auf Basis von klinischen Daten sowie der Einwerbung von Drittmitteln geht sie an diese Aufgabe mit viel Freude und Hoffnung heran. „Was es in Österreich noch dringend braucht, ist eine engere Zusammenarbeit im Bereich der Peripartalpsychiatrie, damit eine flächendeckende Versorgung wirklich gewährleistet werden kann. Derzeit gibt es noch zu wenig passgenaue Angebote, sowohl für Menschen im Transitionsalter als auch für (werdende) Eltern mit psychischen Problemen. Ich hoffe sehr, dass sich auch das Bewusstsein für die Dringlichkeit weiter etabliert. Durch unsere Arbeit wollen wir dazu einen Beitrag leisten“.