Montag, 05. Dezember 2016

Bypass-Studie unter Beteiligung des Uniklinkum St. Pölten

Eine internationale Langzeitstudie unter Beteiligung des Teams der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie des Universitätsklinikums St. Pölten – ein Lehr- und Forschungsstandort der Karl Landsteiner Privatuniversität für Gesundheitswissenschaften (KL) – untersucht die Vorteile und Überlebensraten von Mehrfachbypässen mittels Brustwandarterien am Herzen. Die Zwischenergebnisse der zehnjährigen Untersuchung wurden nun im renommierten „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

 


 

Ein Mehrfach-Bypass am Herzen gehört längst zu den Standard-Operationen im Bereich der Herzkranzgefäß-Erkrankungen. Eine chirurgische Technik zur Überbrückung von verengten oder verstopften Herzkranzgefäßen ist – neben dem Einsatze von Venenstücken aus dem Unter- und Oberschenkel – die Umleitung von einer oder zwei Brustwandarterien, um die ausreichende Versorgung mit Blut und Nährstoffen sicherzustellen. Ein internationales Forschungsteam hat unter der Leitung des britischen Herzchirurgen David P. Taggart von der Universität Oxford und mit Beteiligung österreichischer Herzspezialisten diese komplexe Operationstechnik und die Überlebensrate der Patientinnen und Patienten eingehend untersucht. Im Rahmen einer multizentrischen, prospektiven, randomisierten Studie begleiteten 28 ausgewählte Zentren in Europa, - darunter auch die Klinische Abteilung für Herzchirurgie des Universitätsklinikums St. Pölten -, 3.102 Mehrfach-Bypass-Patientinnen und –Patienten. Zur Halbzeit der 10-Jahres-Studie zeigen die Daten: Bypässe mit zwei Brustwandarterien erzielen keine signifikanten Überlebensvorteile gegenüber der Methode mit nur einer Brustwandarterie. Die Komplikationsrisiken in der post-operativen Frühphase scheinen hingegen höher. Die Zwischenergebnisse der Studie wurden vor kurzem im renommierten Fachmagazin „New England Journal of Medicine“ veröffentlicht.

„Ziel der Studie ist es, die Verwendung von einer oder zwei Brustwandarterien als Material für den Bypass zu untersuchen und jeweils die Vorteile hinsichtlich der Kurz- oder Langzeit-Überlebensrate beziehungsweise eines möglichen erhöhten Risikos von Schlaganfall und Herzinfarkt sowie einer Wundinfektion zu überprüfen“, fasst Bruno Podesser, Studienleiter an der Klinischen Abteilung für Herzchirurgie des Universitätsklinikums St. Pölten sowie Vorstand des Departments für Biomedizinische Forschung an der Medizinischen Universität Wien, zusammen. Der gebürtige Kärntner und das Team vom Universitätsklinikum St. Pölten beteiligen sich als eines von 28 ausgewählten Zentren in Europas an dieser unter anderem von der British Heart Foundation und dem National Institute of Health finanzierten Langzeitstudie.

Erste Zwischenresultate zeigen keine signifikanten Überlebensvorteile

Aus den jüngst veröffentlichten 5-Jahres-Ergebnissen der Langzeitstudie lassen sich zwei Tatsachen herauslesen: „Einerseits gibt es zum jetzigen Zeitpunkt keinen Überlebensvorteil für Patientinnen und Patienten mit Bypässen mit zwei Brustwandarterien. Es zeigt sich auch kein Hinweis auf höhere Raten von Herzinfarkt oder Schlaganfall“, resümiert der Herzchirurg. „Andererseits zeigt sich klar, dass in der frühen post-operativen Phase - während der ersten vier Wochen nach der Operation - die Zahl der lokalen Infektionen am Brustbein höher ist und dies auch zu einer höheren Re-Operationsrate am Brustbein führt.“ Für Chirurgen wie für Patienten bedeute dies, dass besonders in der Frühphase eine erhöhte Wachsamkeit und möglicherweise besondere Vorkehrungen zum Schutz des Brustbeins getroffen werden müssen. „Dies beinhaltet vor allem die Information an die Betroffenen, sich in den ersten acht bis zehn Wochen vorsichtig zu bewegen“, ergänzt Podesser. Die Resultate der 10-Jahres-Nachbeobachtung sollen Ende 2017 vorliegen.